Gericht tagt in der Dönerbude
Was hat Koch Younis al N. (30) aus dem Allanya-Donerladen heraus tatsachlich gese-hen? Was nicht? Beteiligte im Prozess urn Daniel H. (t 35) gingen dieser Frage in der Nacht zu Donnerstag am Tatort auf den Grund. Beglei-tet wurde dieser auBerge-wohnliche Prozess-Termin von einem massiven Sicher-heitsaufgebot.
Gegen 0.20 Uhr öffnete sich das Fenster des Dönerladens „Alanya“. Abwechselnd traten Richter, Staatsanwalt, Nebenkläger und Verteidiger hervor und reckten ihre Köpfe und Oberkörper hindurch. Es folgte jeweils ein kurzer Slick nach links auf den etwa 50 Meter entfernten Tatort am Rand des Lichtkegeb einer Stra-Ben'atone. Dort hielten sich fiinf Statisten auf. „Es ging nicht urn eine Nachstellung, sondem da-rum, was in der Tatnacht in dieser Sichtachse unter gleichen Lichtbedingungen zu erkennen war", erklarte Landgerichts-Sprecherin Marika Lang (54). Kron-zeuge Younis al N. behaup-tete in einer Aussage, die beiden Verdachtigen Alaa S. (23) and Fahrad A. (22, fliichtig) bei der Auseinan-dersetzung mit Daniel H. beobachtet zu haben. Eine knappe halbe Stunde dauerte die „Nachtschicht“, dann verschwanden alle Beteiligten in Polizeifahrzeugen. Ob der bis dato zähe Prozess dadurch erhellt wird, bleibt abzuwarten. Das Gericht äußerte sich nicht zu den gewonnenen Erkenntnissen.
Rundherum bildeten sich einige Menschentrauben. Freunde und Angehörige von Opfer und Angeklagtem sowie viele Zuschauer waren vor Ort. Björn Siems (29): „Ich bin zu Besuch aus Berlin und nur zufällig hier. Dass jemand mal abgestochen wird, passiert. Aber bei diesem politisch aufgeladenen Fall geht es heute Nacht um das ganze deutsche Asylproblem auf einer Kreuzung in Chemnitz.“
Bewacht wurde die Prozessnacht von 100 Polizisten und 20 Justizbeamten. Die Sicherheitsvorkehrungen waren massiv. Im Zuschauerbereich waren nicht einmal Handys erlaubt. bri/tgr