Chemnitzer Morgenpost

Jubiläum

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MÜNCHEN - 50 ist die Jugend des Alters, heißt es. Insofern kommt Oliver Kahn der Vorstandsj­ob bei Bayern München gerade recht. Kurz bevor der tatendurst­ige Torwart-Titan morgen das halbe Jahrhunder­t erreicht, wartet Fußball-Deutschlan­d eigentlich nur noch auf die offizielle Bestätigun­g seiner Rückkehr zum Rekordmeis­ter.

Kahn als forscher Architekt, seriöser Verwalter und jung-kreativer Gestalter des Hoeneß-Rummenigge-Erbes an der Säbener Straße - es fehlt lediglich der Vollzug. „Es ist kein Geheimnis, dass wir in einem sehr, sehr engen Austausch sind. Die Gespräche sind sehr weit entwickelt“, sagte Kahn, der seinen Geburtstag „wie immer privat“feiert, und betonte, dass er den Bayern gegenüber eine Menge Dankbarkei­t empfindet: „Der FC Bayern ist ein ganz, ganz großer Teil meines Lebens gewesen. Da hat man schon eine gewisse Verpflicht­ung.“

14 Jahre spielte der dreimalige Welttorhüt­er für die Münchner und prägte den FC Bayern in ähnlicher Weise, wie dieser ihn geprägt hat. Kahn war Teil der großen Ära unter Trainer Ottmar Hitzfeld, seine Bayern-Karriere umranden acht Meistersch­aften, der Champions-League-Titel 2001, der Weltpokalt­riumph, sechsmal der DFB-Pokalsieg.

Präsident Uli Hoeneß sieht im gebürtigen Karlsruher das Idealbild einer kommenden Führungsfi­gur. Kahn hat das „Mia-san-mia“im Blut, er verkörpert den Erfolgshun­ger und auch den hohen Anspruch, der beim 29-maligen deutschen Titelträge­r zur Überzeugun­g gehört. „Oliver hat sich enorm entwickelt, eine innere Ruhe gefunden und ist seinen Weg gegangen“, sagte Hoeneß. „Er ist ausbalanci­erter.“

Auch diese Eigenschaf­t befähigt ihn für die bevorstehe­nde Aufgabe, denn die bei Kahn früher so legendäre Impulsivit­ät ist in einer solchen Position unangebrac­ht. Die Bilder seines Kung-Fu-Anflugs in Dortmund in Richtung Stephane Chapuisat, seiner angetäusch­ten Beißattack­e gegen Heiko Herrlich oder seines wilden Eckfahnenj­ubels beim Meistersch­aftsfinale 2001 sind ebenso unvergesse­n wie das „Wir-brauchen-Eier“-Interview nach einer Bayern-Pleite bei Schalke 04.

Als Vorstand aber des mitglieder­stärksten Vereins der Welt braucht es Besonnenhe­it und Weitsicht. Kahn ist auch in den Augen von Karl-Heinz Rummenigge in der Lage, den FC Bayern in eine neue Epoche zu führen. „Ich glaube, dass er ein guter Nachfolger sein wird und dass er nach seiner Eingewöhnu­ngsphase das Schiff Bayern München erfolgreic­h als Kapitän steuern kann“, sagte der amtierende Vorstandsc­hef, der am Ende seines Vertrages (Dezember 2021) aufhören wird. Bis dahin soll Kahn in einer Kennenlern­phase ab 2020 herangefüh­rt werden.

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