Der große Schlagab tausch vor der Wahl
Das gab es lange nicht in Sachsen: Der Ministerpräsident, Michael Kretschmer (44, CDU), stellt sich vor den Landtagswahlen dem öffentlichen Schlagabtausch mit seinen aussichtsreichsten fünf Gegenkandidaten. Zu Beginn eher eine Kuschelveranstaltung, kam die Runde zum Ende hin nur langsam in Fahrt.
Presse, Leipziger Volkszeitung und Sächsische Zeitung. Es zeigte sich gleich zu Beginn eine große Einigkeit: Für längeres gemeinsames Lernen sprachen sich alle aus: Rico Gebhardt (56, Linke), Martin Dulig (45, SPD), Jörg Urban (56, AfD), Katja Meier (39, Grüne) und Holger Zastrow (50, FDP). Nur Kretschmer nicht: „Es ist der bessere Weg, die Oberschule zu stärken. Ich habe mein Abitur nachgeholt. Auch aus siegessicher: „Die Gemeinschaftsschule wird kommen.“Am angriffslustigsten präsentierte sich Oppositionsführer Gebhardt - er warf der CDU vor, den Lehrermangel ausgesessen zu haben und dafür verantwortlich zu sein, dass jetzt Polizisten fehlten.
Mehr Polizisten wollen alle. Zastrow: „In Rumänien steht in jedem Dorf eine Polizeistation. Warum schaffen wir das nicht?“Kretschmer: abzubauen. Jetzt bauen wir auf.“Urban, der sich den ganzen Abend auffällig seriös gab („Viele Firmen klagen über Diebstähle. Der Staat muss ihnen helfen“), forderte Grenzkontrollen.
Streit gab es über Abschiebungen. Im Fokus: Grüne und Linke, die z. B. Georgien nicht als sicheres Herkunftsland ausweisen wollen. Zastrow: „Sie wollen, dass alle hierbleiben. Dass sie tolerant gegenüber Kriminalität
sind, ist schon bemerkenswert.“Gebhardt und Meier verwiesen auf Menschenrechtsverletzungen. Generell aber seien sie nicht gegen Abschiebungen.
Um die Dörfer wollen sich alle kümmern. Und Jobs in die Kohleregionen holen. Urban forderte einen Kohleausstieg erst, wenn gut bezahlte Ersatzjobs da sind. Meier: „Es geht auch darum, ob Unternehmen gerne dahin kommen, die Region weltoffen ist.“Kretschmer redete sich in Rage, als es Kritik am Kohleausstiegsplan gab. „Da stecken so viel Arbeit und Schmerzen drin.“
2014 hatte Kretschmers Vorgänger Stanislaw Tillich (60, CDU) vor einer solchen Runde gekniffen. Eine MDR-Debatte sagte er ab, ließ nur ein Duell mit Linke-Spitzenkandidat Gebhardt für Zeitungen zu ohne Kameras.