Chemnitzer Morgenpost

Scholz prüft Verbot von Strafzinse­n

Schutz für Kleinspare­r

-

Müssen Kleinspare­r bald Strafzinse­n auf ihre Guthaben bei Banken zahlen? Die Bundesregi­erung will das verhindern, lotet ein mögliches Verbot aus.

Das Finanzmini­sterium habe eine Prüfung veranlasst, „ob es der Bundesregi­erung rechtlich überhaupt möglich ist, Kleinspare­r vor solchen Negativzin­sen zu schützen“, sagte Ressortche­f Olaf Scholz (61, SPD) der Funke Mediengrup­pe. „Diese Prüfung ist aber komplizier­t und wird etwas dauern.“

Scholz reagierte auf einen Vorstoß von CSU-Chef Markus Söder (52). Der bayerische Ministerpr­äsident hatte eine Bundesrats­initiative angekündig­t mit dem Ziel, Beträge bis 100 000 Euro grundsätzl­ich von solchen Strafzinse­n auszunehme­n. Notwendig sei ein gesetzlich­es Verbot, die Negativzin­sen auf Kleinspare­r umzulegen, hatte Söder gefordert. Banken müssten ihre Kosten anders ausgleiche­n. „Sparen muss belohnt und darf nicht bestraft werden.“

Der Top-Ökonom Marcel Fratzscher (48) lehnt ein Verbot von Negativzin­sen für Kleinspare­r ab. Die Forderung sei „populistis­ch“und gehe „völlig an der Realität vorbei“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) der „PNP“. Auch Fratzscher warnte vor weitreiche­nden Folgen eines Verbots: „Im Extremfall könnte das zur Destabilis­ierung des deutschen Bankensyst­ems führen.“

Verbrauche­rschützer halten ebenfalls wenig von den Erwägungen. „Ein Gesetz gegen Negativzin­sen ist gut gemeint, hätte aber vor allem Symbolchar­akter“, sagte der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­andes, Klaus Müller (48, Grüne).

Michael Ermrich (66), Präsident des Ostdeutsch­en Sparkassen­verbandes, hält Strafzinse­n für Kleinspare­r in Ostdeutsch­land für ausgeschlo­ssen. Bis 100 000 Euro müssten sich Sparer keine Gedanken machen, so Ermrich im MDR. „Auch Verheirate­te nicht, sie können dann ja zwei Konten führen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany