„Versuchter Mord“
Es waren verheerende Brände, bei denen Dutzende Menschen um ihr Leben bangten: An der Leipziger Eisenbahnstraße ging ein großes Mietshaus 2017 und 2018 zweimal in Flammen auf. Seit gestern steht eine Prospektverteilerin
wegen 39-fachen versuchten Mordes vor Gericht.
Dichter Rauch quoll aus den Fenstern. Menschen sprangen in Panik in ein Sprungkissen oder kletterten übers Dach zum Nachbarhaus. Andere holte die Feuerwehr über Leitern aus der Flammenhölle. Es waren apokalyptische Szenen, die sich am 26. November 2018 im Haus Eisenbahnstraße 115 abspielten. Die Bilanz: 13 Verletzte, 21 Bewohner verloren ihr Zuhause, 1,13 Millionen Euro Sachschaden.
Vor allem war es für die Mieter ein Déjà-vu. Denn schon im Jahr zuvor, einen Tag vor Heiligabend, hatte ihr Haus gebrannt. Auch damals war nachts im hölzernen Hausflur Unrat angezündet worden. Die Flammen fraßen sich aber „nur“bis zur ersten Etage. Trotzdem gab es 13 Verletzte.
Konnte die Kripo den 2017erBrandanschlag seinerzeit nicht aufklären, half ein Jahr später die neu installierte Videoüberwachung. Sie soll eine Frau zeigen, die sich unmittelbar vor Ausbruch des Feuers gegen 1.15 Uhr am Tatort aufhielt. Die Ermittler identifizierten Claudia S. (31) als Tatverdächtige. Die Frau bewohnt mit ihrer Tante das von den Bränden nicht betroffene Hinterhaus.
Die Staatsanwaltschaft hat die Prospektverteilerin wegen versuchten Mordes in 39 Fällen angeklagt. Das Problem: Die Beweisführung stützt sich fast ausschließlich auf das Video und für den ersten Brand schließen die Ermittler nur wegen der gleichen Begehungsweise auf ihre Täterschaft. Auch ein