Vor 30 Jahren brachte er VW nach Sachsen
ZWICKAU - Ohne Carl Hahn (94) kein VW in Sachsen. Der damalige Volkswagen-Boss setzte sich kurz nach der Wende für die Produktion in Zwickau ein.
Denn schon in seiner Kindheit habe ihn die Mischung aus Kreativität, Pflichtbewusstsein und Tradition der sächsischen Autowerker fasziniert, erzählt er.
Also wurde bereits im Dezember 1989 eine erste gemeinsame Firma gegründet. Im Mai 1990 rollte der erste Polo vom Band, übrigens bis August ’90 parallel mit den Trabis. Am 26. September legte Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) mit Hahn den Grundstein für ein neues Auto-Werk am Standort. Im Dezember 1990 wurde die Volkswagen Sachsen GmbH gegründet.
VW und der Osten kannten sich: Schon 1978 exportierte der Konzern 10 000 Golf in die DDR (zunächst ab 30 000 DDRMark, später ab 22 000 Mark), seit 1988 liefen in Karl-MarxStadt (heute Chemnitz) VWMotoren vom Band. Und aus Ruhla kamen einige Jahre die Scheinwerfer für den VW Golf.
Aus dieser Zeit der Zusammenarbeit stammt auch dieses Geheimnis: VW ließ bei einer Designschmiede in Turin den modernen Trabant entwerfen! Die einzige jemals gebaute Karosse wurde in der DDR dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker (1912-1994) gezeigt, danach verschwand sie. „Ich weiß nicht, was daraus wurde“, so Hahn. Auch privat ist er dem Trabi eng verbunden: Er fährt das letzte produzierte Cabrio „zum Listenpreis gekauft“, wie er betont. Das Auto begleitet ihn noch immer täglich auf seinem Anwesen in Sardinien.
Doch sonst von Ostalgie keine Spur: „Viele wissen gar nicht, was sie mit der Wende für ein Wunder erlebt haben“, merkt der frühere Automanager und heutige Kämpfer für eine moderne Medizin an. Er ärgert sich, wenn „von den Linken“alles schlechtgeredet werde. Wenn man „so reich beschenkt wurde“wie die Ostdeutschen, solle doch bitte auch einmal realisiert werden, „welche Belastungen Westdeutschland auf sich genommen hat“. TH