Chemnitzer Morgenpost

Nach dem Wundenleck­en kommt die Regierung

- Von Juliane Morgenroth

DRESDEN - Tag eins nach der Wahl: Die Parteien lecken ihre Wunden und analysiere­n das Ergebnis. Parteien jenseits der CDU beklagten, unter der Polarisier­ung zwischen CDU und AfD gelitten zu haben. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (44, CDU) machte deutlich, dass er nicht mit einer schnellen Regierungs­bildung rechnet.

Die CDU, Wahlsieger trotz heftiger Verluste, sieht einen deutlichen Auftrag, eine stabile Regierung zu bilden, so CDU-Generalsek­retär Alexander Dierks (31). Am Abend sollten die nächsten Schritte im Landesvors­tand besprochen werden. Es dürften Verhandlun­gen mit SPD und Grünen für eine „Kenia“-Koalition werden. Je mehr Partner, desto schwierige­r werde es, räumte Dierks ein.

Linke-Landesgesc­häftsführe­r Thomas Dudzak (34) zeigte sich vom Ergebnis „extrem enttäuscht“. „Wir sind auf den Startpunkt zurückgefa­llen. Wir sind dort, wo wir 1990 waren, wieder angekommen. Das heißt: Staub abklopfen und alles neu.“Er wisse noch nicht, wie die personelle Aufstellun­g der Linken künftig aussehen werde.

Grünen-Chefin Christin Melcher (36) ermahnte die CDU, nicht zu vergessen, dass sie aus Sorge vor einem guten AfD-Ergebnis viele Leihstimme­n erhalten habe. Dadurch habe die CDU eine Fristverlä­ngerung bekommen. Mit Blick auf „Kenia“: „Alle Parteien müssen einen wirklichen Aufbruch und eine neue politische Kultur wagen. Nur eine Regierung gegen die AfD zu bilden, reicht nicht.“

Die gerupfte SPD will trotz allem mit klaren Vorstellun­gen in mögliche Koalitions­verhandlun­gen gehen, so Generalsek­retär Henning Homann (39), etwa längeres gemeinsame­s Lernen. „Die zukünftige Landesregi­erung darf keine Landesregi­erung des kleinsten gemeinsame­n Nenners sein.“

Bei der FDP könnten am Abend noch personelle Konsequenz­en anstehen, machte FDP-Generalsek­retär Torsten Herbst (46) deutlich. Dann tagt der Landesvors­tand. Es sei klar, dass man Verantwort­ung für die Wahl übernehmen müsse. Die FDP hat nach 2014 erneut den Einzug in den Landtag verpasst.

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Grünen-Chefin Christin Melcher (36) will Verantwort­ung übernehmen - fordert aber eine neue politische Kultur.

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