Erste Linke wollen die Chefs absägen
Nach dem Wahl-Desaster
DRESDEN - Nach dem Desaster bei der Landtagswahl (minus 8,5 Prozent) kracht es bei Sachsens Linken: Es gibt erste Rücktrittsforderungen an die Parteispitze - die Rede ist von einer „existenziellen Krise“.
10,4 statt knapp 18,9 Prozent vor fünf Jahren: Die Linke schnitt in Sachsen (und auch Brandenburg) so schwach ab wie seit 1990 nicht mehr. Nicht nur der Leipziger Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann (42) fordert den Rücktritt der Landesspitze um Partei-Chefin Antje Feiks (40).
17 Vertreter landesweiter Linke-Zusammenschlüsse rechnen mit der Parteispitze ab: Der Wahlausgang sei katastrophal, der Wahlkampf von gravierenden Fehlern geprägt! „Das Spitzenpersonal übte sich in Sandkastenspielen.“Die Linke habe sich von sozial Benachteiligten kulturell entfremdet. Interne Debatten seien unterdrückt worden, der Umgang der Parteispitze mit dem Ergebnis frei von Selbstkritik.
Der Spitzenkandidat und bisherige Fraktions-Chef Rico Gebhardt (56) hat sich zu seiner persönlichen Zukunft noch nicht geäußert. Am 17. September aber will die neue Fraktion ihre Chefs wählen. Vorher, am 12./13. September, soll es eine Klausur zur künftigen Ausrichtung der Fraktion geben. Gebhardt forderte seine Partei aber zur „Behutsamkeit“beim Umgang miteinander auf. Es gehe jetzt erst mal darum, die Wiederwahl von Bodo Ramelow (63) in Thüringen zu sichern.
Auch Feiks und Landesgeschäftsführer Thomas Dudzak (34) wollen vor der Thüringen-Wahl keinen allzu öffentlichen Streit. Aber: „Es geht um nichts weniger als die Zukunft der Linken insgesamt.“Rücktrittsforderungen erteilten sie eine Absage: Sie hätten die Verantwortung, nicht davonzulaufen, sondern den Neuanfang mitzugestalten. mor