Die Tankstellen-Räuberin und ihr Helfer stehen vor Gericht
Von Steffi Suhr DRESDEN - Sie überfielen laut Anklage in aller Öffentlichkeit vier Tankstellen, aber ihre Psyche lässt einen öffentlichen Prozess nicht zu. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Marie-Louise R. (18) und ihres Kumpans Alexander S. (19) findet die Verhandlung am Landgericht seit gestern hinter verschlossenen Türen statt.
Ihre Taten sorgten im Januar für Aufsehen. Die Polizei fahndete nach einer sportlichen Frau, die mit Tuch vorm Gesicht, Kapuze auf dem Kopf und vorgehaltener Waffe immer wieder Tankstellen überfiel. Innerhalb von acht Tagen schlug sie viermal zu! An der Tanke an der Leipziger Straße kreuzte sie sogar frech zweimal auf. Insgesamt erbeutete die Pistolen-Frau 1250 Euro, ließ verängstigte Angestellte zurück.
Eine auffällige Applikation auf ihrer Jacke, die auf dem Überwachungsvideo zu sehen war, überführte sie schließlich. Am 1. Februar wurde Marie-Louise festgenommen. Und nicht nur sie: auch Alexander, mit dem sie in der Neustadt wohnte. Zwar fand die Polizei bis heute nicht die Tatwaffe, wies dafür Alexander auch noch einen „eigenen“Tankstellenüberfall Anfang Januar (Beute: 320 Euro) nach.
Danach zogen „Bonnie und Clyde“offenbar gemeinsam los: Während sie vermummt und mit Knarre die Überfälle beging, wartete er mit einem Rucksack voll Wechselklamotten in der Nähe auf seine „Räuberbraut“. Allerdings ließ er sich die Beute von ihr immer komplett auszahlen.
Laut Richter wurde bei der Angeklagten in einer Begutachtung eine psychische Instabilität festgestellt. Es sei schon eine enorme Belastung für sie, im Prozess auf Alexander zu treffen. Bei ihm wiederum hätten Gutachter Psychosen diagnostiziert. Daher wird nun nicht öffentlich verhandelt, bleiben genaue Anklage, Angaben der Beschuldigten, der Opfer und wohl auch das Urteil geheim.