Özdemir will Fraktion führen
BERLIN - Es ist eine Ansage, die es in sich hat: Ex-Grünen-Chef Özdemir will wieder in die erste Reihe - und strebt an die Fraktionsspitze. Er zwingt die bisherigen Vorsitzenden damit in einen Machtkampf, der die Parteiführung in Unruhe versetzen dürfte.
Der frühere Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir (53) strebt mit einer Kampfkandidatur um den Fraktionsvorsitz im Bundestag zurück in die erste Reihe der Politik. Gemeinsam mit der bisher öffentlich kaum bekannten Abgeordneten Kirsten Kappert-Gonther (52) will er die bisherigen Fraktions-Chefs Anton Hofreiter (49) und Katrin Göring-Eckardt (53) ersetzen. Die Amtsinhaber verteidigten in einer ersten Reaktion ihren Führungsanspruch. Der Vorstand der 67-köpfigen Fraktion wird am 24. September neu gewählt.
„Wir sind überzeugt davon, dass ein fairer Wettbewerb der Fraktion guttut - nach außen wie nach innen“, betonten Özdemir und Kappert-Gonther in ihrer Bewerbung. Bis zur Bundestagswahl gehe es darum, auch als kleinste Fraktion im Parlament „mit neuem Schwung der Gegenpol einer schwachen Regierung zu sein“. Die beiden stellen darin klar, dass sie für den nächsten Wahlkampf im Bund keine Spitzenkandidatur anstreben. Dafür gelten die Parteichefs Annalena Baerbock (38) und Robert Habeck (50) als gesetzt.
Göring-Eckardt und Hofreiter verteidigten ihre Linie: „Toni und ich führen die Fraktion zusammen aus der Mitte heraus. Dieser Kurs hat sich für Fraktion wie Partei bewährt und hat dazu geführt, dass wir als die führende Kraft der Opposition wahrgenommen werden“, sagte Göring-Eckardt. Beide begrüßten aber auch, dass es nun zwei weitere Bewerber um den Fraktionsvorsitz gibt.
Özdemir war bei der Bundestagswahl noch Parteichef und Spitzenkandidat. Nach dem Scheitern der Gespräche für eine Jamaika-Koalition mit Union und FDP wurde er Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag - und trat damit politisch in die zweite Reihe.