„Löw raus“-Rufe nach schlaffer erster Hälfte
TALLINN - Als die deutsche Nationalmannschaft Tallinn im Dauerregen verließ, hatte Joachim Löw die leisen Restzweifel an einer EM-Teilnahme weggewischt. „Die letzten beiden Spiele wollen und werden wir gewinnen. Wir werden uns qualifizieren“, sagte der Bundestrainer ungeachtet des schwachen Auftritts beim 3:0 (0:0)-Pflichtsieg in Estland.
Löw wirkte nach Abpfiff eher erleichtert als glücklich. Die besorgniserregende Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit und die andauernden Personalprobleme stimmten ihn mit Blick auf das große Ziel im nächsten Sommer nachdenklich, auch wenn er in der zurückliegenden Woche „gute Erkenntnisse“gewonnen haben will. „Wir mussten viel improvisieren“, sagte der 59-Jährige, nach den Ausfällen seien es „schwierige Tage“gewesen.
Dies spürten die Spieler, auch wenn sie in erster Linie die schnellste Rote Karte der deutschen Länderspielhistorie gegen Emre Can (14./Notbremse) für den glanzlosen Arbeitssieg verantwortlich machten. Danach sei es „kräftezehrend“gewesen, stellte der herausragende Gündogan nach seinem ersten Doppelpack in der Nationalmannschaft (51.,
57.) und dem Treffer des eingewechselten Timo Werner (71.) fest.
Zwei Siege sind zum Abschluss der Qualifikation im November gegen Weißrussland (16./ Mönchengladbach) und Nordirland (19./Frankfurt/M.) fest eingeplant. „Ich erwarte zwei Siege - und dann müssen wir sehen, was die Holländer machen“, sagte der Weltmeistercoach von 2014, der sich auch von vereinzelten „Löw raus“-Rufen deutscher Fans in Tallinn nicht irritieren ließ: „Die Rufe habe
ich nicht gehört.
Aber es ist ihr gutes
Recht.“
Doch kann die nach dem WM-Debakel stark verjüngte und neu formierte Mannschaft dann bei der paneuropäischen EM schon um den Titel mitspielen? „Das ist für mich der falsche Zeitpunkt, um darüber zu sprechen“, sagte Marco Reus. Der Dortmunder sieht in erster Linie die wenigen Lehrgänge in den nächsten Monaten als Problem an. „Die Zeit läuft uns davon.
Wir treffen uns im November und dann erst im
März wieder“, sagte Reus und forderte daher noch mehr Engagement: „Wir kriegen nichts geschenkt, wir müssen uns alles hart erarbeiten.“