Dynamo und die Verantwortung
Kauczinski will die Last auf mehrere Schultern verteilen
DRESDEN - „Auf geht’s“hat „Vamos“abgelöst. Was bleibt, ist der Ausdruck der Aufforderung. Markus Kauczinski spricht auf dem Trainingsplatz genauso laut, genauso klar wie Cristian Fiel. Jetzt müssen es die Dynamo-Profis schaffen, den 49-Jährigen nicht nur akustisch zu verstehen, sondern auch seine Philosophie. Dabei müssen sich Jungs auf dem Rasen finden, die dem Coach dabei helfen. Sie müssen den Rest der Truppe an die Hand nehmen - wie zum Beispiel Patrick Ebert.
Zuletzt hat sich keiner gefunden, der mal in die Hände spuckt, die Ärmel hochgekrempelt, rausgeht, Gras frisst, alle und jeden mitzieht - und sei es mit einer fürchterlichen Grätsche. Die Führungsspieler Ebert und Kapitän Marco Hartmann fehlten in den letzten Partien. Jetzt ist zumindest „Ebi“wieder da. Der 32-Jährige ist auch nicht der geborenen Lautsprecher, aber einer mit Erfahrung und Charisma. Er kann das wuppen.
Der Mittelfeldmann ist nach seinem Muskelfaserriss zurück im Training, stieg am Mittwoch ein. In seinen letzten Spielen vor seiner Verletzung überzeugte er, gerade beim Sieg daheim gegen Wiesbaden trieb er sein Team bis zum Schluss an. „Patrick trainiert wieder, kann eine Option sein. Aber das hängt von dem ab, wie er sich präsentiert“, sagt der Coach.
Natürlich hoffen alle, dass es Ebert bis Sonntag schafft, wieder bei 100 Prozent zu sein. Sollte er es schaffen, darf er trotzdem nicht allein sein, um die Chefrolle auszufüllen. Es gibt weitere Leistungsträger im Team, die dazu in der Lage sind. Das weiß auch der neue Coach: „Ich glaube schon, dass man Leute herauskristallisieren kann und muss. Das geht über die Leistung, über die Verantwortung, die man bekommt. Daran kann man wachsen“, erklärt er und ergänzt: „Wir müssen es auf mehreren Schultern verteilen oder mit anderen Dingen hinkriegen. Mit vielen kleinen Dingen als vielleicht mit einem Großen, der vorausgeht. Mit vielen Leuten, die ein bisschen übernehmen“, so Kauczinski. Kevin Broll, Chris Löwe, Niklas Kreuzer, Florian Ballas, Jannis Nikolaou und Jannik Müller, alle sie müssen nun Farbe bekennen und die Truppe führen. „Jeder träumt davon, dass da einer ist, an den sich alle anlehnen können. Wenn es den einen aber nicht gibt, dann muss jeder seinen Rucksack packen und dann geht‘s los. Ich glaube schon, dass man wachsen kann. Ob das innerhalb von Stunden gibt, weiß ich nicht“, so Kauczinski. Aber probieren kann er es, also: „Auf geht’s“.
Thomas Nahrendorf