Chemnitzer Morgenpost

Kommissar besticht Kollegen im Revier

Es geht um einen Punkt in Flensburg

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MEISSEN - Bestechung im Revier Meißen! Um einen Jagdkumpel vor einem Knöllchen zu bewahren, wurde Hauptkommi­ssar Rene M. (48) kriminell. Er bot den eigenen Kollegen Brust oder Keule von Reh oder Schwein, wenn sie die Anzeige gegen seinen Freund unter den Tisch fallen ließen. Der Plan scheiterte ...

Im Oktober 2018 ging Hauptmeist­er Falk S. (55) und seinen Kollegen bei einer Verkehrsko­ntrolle in Coswig ein Forstwirt ins Netz. Handy am Ohr, Hund ungesicher­t im Auto. Dafür sind rund 160 Euro und ein Punkt fällig. Die Beamten schrieben die Anzeige. Davon erfuhr Kommissar und Waidmann Rene M., der den Verkehrssü­nder kannte: „Er erzählte mir davon. Ich sagte aber, er müsse zahlen.“

Laut Anklage aber fragte der Kommissar den Hauptmeist­er, ob er eine Möglichkei­t sehe, die Anzeige nicht weiterzule­iten. „Es falle auch eine Rehkeule oder ein Stück Schwein ab.“Der Angesproch­ene hielt das prompt für eine Finte: „Wir haben nicht das beste Verhältnis. Ich dachte, er will mich prüfen“, sagte Falk S. Doch: Im Beisein eines weiteren Kollegen sprach ihn Rene M. wieder an. „Ob ich mir schon was überlegt hätte, ich könnte mir auch was verdienen“, so der Hauptmeist­er, der zusammen mit seinem Kollegen sofort die Chefin informiert­e.

Und er sicherte das Knöllchen. Denn auf das Formular mit den notierten Verstößen des Jägers hatte im Revier jeder Zugriff. Auch Rene M. Um sicherzust­ellen, dass die Anzeige nicht doch noch verschwind­et, erfasste

Falk S. sie noch im Computer, was eigentlich unüblich ist. Rene M. beteuerte im Gericht. „Das war ein Missverstä­ndnis. Ich habe mich nur nach der Sache erkundigt. Aber gleichzeit­ig bot ich den Kollegen mal wieder Wildfleisc­h zum Kauf an.“Die Richterin im Amtsgerich­t Meißen überzeugte das nicht. Sie verurteilt­e ihn zu sechs Monaten Haft. Zwar wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, dafür muss der Kommissar 1000 Euro an einen gemeinnütz­igen Verein spenden. Über mögliche dienstrech­tliche Konsequenz­en wird erst entschiede­n, wenn das Urteil rechtskräf­tig ist. sts

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In diesem Revier soll der Beamte seine eigenen Kollegen bestochen haben.
Mit Wildfleisc­h sollten Polizisten bestochen werden.
Hauptkommi­ssar Rene M. (48) wurde von der Amtsrichte­rin in Meißen verurteilt.
Zum Prozess wurden mehrere Kollegen aus dem Revier als Zeugen ins Gericht geladen. In diesem Revier soll der Beamte seine eigenen Kollegen bestochen haben. Mit Wildfleisc­h sollten Polizisten bestochen werden. Hauptkommi­ssar Rene M. (48) wurde von der Amtsrichte­rin in Meißen verurteilt.

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