Kriminalbehörden zuletzt die Schatulle Warum zahlen Ermittler so selten Kopfgelder aus?
DRESDEN - Eine halbe Million Euro Belohnung winkt dem entscheidenden Tippgeber bei der Aufklärung des Juwelenraubs im Grünen Gewölbe. Die Polizei in Sachsen macht immer wieder Geld für Hinweise locker - doch ausgezahlt wird offenbar so gut wie nie.
Auch nach den mutmaßlich linksextremen Anschlägen in Leipzig, Bautzen und Rodewisch setzten Ermittler jüngst Kopfgelder in Höhe von 100 000 bzw. 30 000 Euro aus. Innenminister Roland Wöller (49,
CDU) weiß nur von einer weiteren Belohnung (5 000 Euro) im Bereich politisch motivierter Kriminalität: 2015, als es um eine Sprengstoffexplosion nahe eines Asylheimes ging. Das teilte er auf Anfrage von Kerstin Köditz (52, Linke) mit.
Das Ministerium habe keine vollständige Übersicht über alle ausgelobten bzw. ausgezahlten Belohnungen. Jenseits der politisch motivierten Kriminalität zählt Wöller seit 2009 insgesamt 20 Fälle auf, bei denen Belohnungen ausgesetzt wurden. Darüber entscheidet immer die Dienststelle, ab 12 500 Euro muss das Ministerium zustimmen. Meist gab es bislang zwischen 5 000 und 10 000 Euro. Ein Beispiel ist das tote Baby von Schwarzenberg.
Doch fast nie wurde ausgezahlt: Nur zweimal floss Geld! Einmal im Fall von Brandanschlägen
auf Autos in Chemnitz 2013. Außerdem nach einem Mord in Görlitz 2018. In beiden Fällen bekamen Tippgeber die volle Summe von je 5 000 Euro. Warum passiert das so selten? Das Ministerium bleibt vage. „Die sachbearbeitende Dienststelle (z.B. LKA, d. Red.) entscheidet darüber, ob die Belohnung und zu welchen Teilen diese ausgezahlt wird.“Konkret der Behördenleiter, der die Belohnung ausgesetzt hat.
Die Abgeordnete Köditz kritisiert, dass es für die Aufklärung eines Anschlags nahe eines Asylheims nur 5 000 Euro, aber 160 000 Euro für mutmaßlich linksmotivierte Straftaten gebe. Für die Aufklärung der NSU-Raubserie seien es gerade mal 22 000 Euro gewesen. „Da stimmen die Verhältnisse nicht!“