Als die letzten Wochenmärkte schlossen, verschenkten die Händler ihre Ware
Endlich Klarheit nach dem Erlaubnis-Wirrwarr
DRESDEN/CHEMNITZ - Wochenmarkt-Wirrwarr in Sachsen! Erst waren sie noch erlaubt, doch mit der jüngsten Allgemeinverfügung des Freistaates vom 22. März sind die Märkte verboten. Doch das wurde teils ignoriert, Rathäuser verwiesen auf rechtliche Unklarheit. Auch gestern empfing ein Wochenmarkt in Dresden seine Kunden. In Chemnitz wurde der Markt am Morgen geschlossen.
Der Markt am Münchner Platz in Dresden war gestern gut besucht. Auf dem Wochenmarkt am Rathaus Chemnitz spielten sich gestern früh gar dramatische Szenen ab, als die Schließungsverfügung des Rathauses kam. Händler verschenkten ihre Ware oder verramschten sie noch eilig zu Spottpreisen. „Unsere Ware wird jetzt komplett im Müllcontainer landen“, bedauert Gemüse-Händler Pham Ngoc Luong.
Auch Gärtnermeister Olaf Pause (53) musste einpacken: „Unser Blumengeschäft ist zu. Zwei Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Gärtnerei läuft im Notbetrieb. 12 500 Primeln und Tausendschön landen auf dem Kompost. Wir wissen gar nicht, wohin damit. Das Oster-Geschäft ist ruiniert, die Gewächshäuser voll.“
Innenminister Roland Wöller (49, CDU) hatte indes schon am Dienstag erklärt: „Wochenmärkte sind nicht erlaubt.“Man habe dies nun noch mal klargestellt, so Wöller gestern: „Die Polizei ist angewiesen, dies zu kontrollieren. Märkte werden notfalls zusammen mit dem Ordnungsamt geschlossen.“Der Freistaat verweist auf fehlenden Sicherheitsabstand. Zudem würden Märkte oft von älteren Menschen besucht.
Gestern Nachmittag dann das Einsehen auch im Dresdner Rathaus. Die Rechtsunsicherheit sei geklärt. „Die Wochenmärkte in Dresden schließen mit sofortiger Wirkung“, so Rathaussprecher Kai Schulz (45). Es sei aber bedauerlich, weil Kleinbauern und Direktvermarkter ihre Ware nicht mehr vor Ort anbieten könnten. Auch Roland Ermer (55), Präsident des Sächsischen Handwerkstages, findet die Komplett-Schließung „überzogen“. Marktbetreiber sollten stattdessen eindeutige Auflagen bekommen.