Eine Mutter sorgt sich um ihren Sohn hinter Gittern
Wie gehen Sachsens Gefängnisse mit dem Coronavirus um?
MEERANE/DRESDEN - „Kein Mindestabstand, zu wenig Desinfektionsmittel!“Marion Guber (56) aus Meerane erhebt schwere Vorwürfe gegen das Gefängnis, die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Dresden. Ihr Sohn sitzt dort ein und hat sich bei ihr beschwert, dass es hinter Gittern kaum Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus gebe. Die JVA-Leitung bestreitet das.
„Ich mache mir Sorgen um mein Kind“, sagt Marion Guber.
Sie kritisiert zudem, dass der Schulunterricht in der JVA weiterläuft und Lehrer einfach so von draußen in die Anstalt kommen: „Das kann doch nicht sein.“Rebecca Stange, die stellvertretende Anstaltsleiterin, bestätigt das und sagt: „Bei einer JVA handelt es sich quasi um die ‚häusliche Unterkunft‘ der Gefangenen. Aus diesem Grund werden auch Gemeinschaftsräume wie die Stationsküche, Duschräume und die Arbeitsbetriebe genutzt.“
Um das Eindringen des Coronavirus zu verhindern, sei zum Beispiel ein zusätzlicher Desinfektionsspender im Eingangsbereich angebracht sowie ein Besuchsverbot für externe Personen erlassen worden. Auch gebe es genug Waschmöglichkeiten.
„Im Aufnahmeverfahren werden die Gefangenen nach Risikogebieten befragt und es wird Fieber gemessen. Wir haben zudem Quarantänestationen geschaffen“, so Rebecca Stange. Alle Schutzmaßnahmen würden täglich überprüft.
Marion Guber glaubt nicht, dass die Schutzmaßnahmen im Knast ausreichen, und hat sich beim Dresdner Gesundheitsamt beschwert. Der Vorwurf sei bekannt, weitere Maßnahmen müssten vom Freistaat getroffen werden, heißt es aus dem Amt. Ein Sprecher des Justizministeriums erklärt: „Die derzeitigen Vorkehrungen in den sächsischen Gefängnissen, auch in der JVA Dresden, sind ausreichend.“mgo