Sachsen winken wieder 20 Grad
RADEBEUL - Viele Winzer in Sachsen müssen ihre Reben vor Spätfrost schützen. Till Neumeister (35), Weinbauleiter von Schloss Wackerbarth, ist einer von ihnen. Mit seinem Team legt er Feuer gegen den Frost.
Um zwei Uhr nachts machen sich Neumeister und Kollegen auf den Weg in die Weinberge. Rund 20 Mitarbeiter sind unter anderem in Radebeul, Weinböhla und Laubach (nördlich von Meißen) im Einsatz, um auf mehr als 20 Hektar Hunderte kleine Feuer zu legen. „Mancherorts sinken die Temperaturen am Boden auf bis zu minus zwei Grad. Die kontrollierten Feuer lassen die Temperatur im Weinberg um etwa vier Grad steigen. Das macht den Unterschied“, erklärt Weinbauleiter Neumeister.
Auch Martin Junge (35) nimmt den nächtlichen Einsatz gerne in Kauf. „Die Natur gibt den Takt an. Auch das gehört dazu“, sagt der Wackerbarth-Sprecher und gibt zu bedenken: „Gefährdet sind vor allem Junganlagen, bei denen gerade die Knospen aufgehen - ein kritisches Stadium.“
Die Natur scheint aus dem Takt geraten zu sein. Ernst Büscher (57) vom Deutschen Weininstitut macht die Wärme für das Jungtrieb-Dilemma verantwortlich: „Das grundsätzliche Problem besteht darin, dass die milden Temperaturen im März dazu geführt haben, dass die Reben zwei Wochen früher austreiben. Kalte Nächte im April sind normal, aber junge Triebe, die bereits Blätter tragen, sind besonders gefährdet.“
LEIPZIG - In den kommenden Tagen knackt das Thermometer in Sachsen wieder die 15-Grad-Marke. Gebietsweise werden sogar Höchstwerte bis zu 20 Grad erreicht. Auch das Wochenende bleibt mit frühlingshaften 15 bis 19 Grad mild. Trotzdem: Die Temperaturen in Bodennähe können weiterhin richtig kalt sein.
„Nachts muss man nach wie vor zumindest in Bodennähe mit leichtem Frost rechnen“, so Falk Böttcher (51) vom Deutschen Wetterdienst. „Solche drastischen Fröste wie in der Nacht zum Dienstag sehen wir in den Prognosen zwar aktuell nicht mehr, aber die Situation ist auch noch nicht gänzlich entschärft. Es ist in Sachsen insbesondere die nördliche Lage, bei der der Weg von Kaltluftmassen aus nördlichen Gefilden vergleichsweise kurz ist.“Das Ende der Frostgefahr bescheren uns dann wohl die Eisheiligen Mitte Mai.