„Unerträglicher Druck auf Politik und Vereine!“
FRANKFURT/M. - Die Fronten verhärten sich immer mehr, der Streit um den Wiederbeginn der 3. Liga eskaliert: Einen Tag nach dem Beschluss des DFB-Präsidiums, die Saison vorbehaltlich der Zustimmung der Politik am 26. Mai fortzusetzen, läuft die Lage in der gespaltenen Liga aus dem Ruder. Gestern schaltete sich sogar Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff ein.
Der CDU-Politiker kritisierte den DFB scharf und erhob schwere
Vorwürfe. Der Verband übe „unerträglichen Druck auf Politik und Vereine“aus, sagte der 66-Jährige. Angeblich habe der DFB sogar mit Lizenzentzug gedroht, sollte ein Klub den Spielbetrieb nicht wieder aufnehmen wollen.
Der 1. FC Magdeburg und der
Hallesche FC dürfen sich bis 27. Mai nur in Kleingruppen von maximal fünf Personen auf den Restart der Saison vorbereiten, der Tabellenletzte Carl Zeiss Jena auf Geheiß der Stadt bis 25. Mai kein Mannschaftstraining absolvieren.
Der DFB wies die Vorwürfe, die er „mit Verwunderung“vernommen habe, umgehend zurück. „Richtig ist, dass DFB-Präsident Fritz Keller und ich gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten telefoniert haben“, sagte Generalsekretär Friedrich Curtius: „Nicht, um Druck auf die Politik auszuüben. Schon gar nicht, um mit Zulassungsentzug und Konsequenzen für Vereine zu drohen, die sich gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aussprechen.“
Weiter Öl ins Feuer hat Markus Kompp, Geschäftsführer von Waldhof Mannheim, gegossen. „Ich habe eine neue Abstimmung beantragt. Ich sehe es nicht ein, dass der DFB die Saison auf Basis eines veralteten Meinungsbildes, aber unter neuen Rahmenbedingungen, Stichwort neutraler Spielort, fortsetzen will“, erklärte Kompp. „Ich glaube es ist ein Weg ins Chaos, den wir gerade gehen. Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.“
Verzwickt ist die Sache auf jeden Fall. Bei Geisterspielen fallen die Ticketerlöse als Haupteinnahmequelle der Klubs weg, die TV-Einnahmen sind gering. Dazu kommt, dass das Hygienekonzept die Vereine zusätzlich vor große finanzielle und logistische Herausforderungen stellt.