Chemnitzer Morgenpost

Amtsarzt jagt Corona-Phantom

- Von Eric Hofmann

Eine Sache kann man Sachsens Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (45, CDU) nicht vorwerfen: Feigheit. Wo immer es im Freistaat brodelt, er fährt hin und versucht, die Wogen zu glätten. Mit seiner Mischung aus ruhiger Sachlichke­it, aber auch deutlichen Worten, nimmt er so manchem Wüterich den Wind aus den Segeln. G rundsätzli­ch ist Reden auch immer dem Gebrüll vorzuziehe­n. Dass er sich am Pirnaer Dialogspaz­iergang beteiligte, dort auch Verschwöru­ngstheoret­ikern die Stirn bot, war nicht die schlechtes­te Idee. A nders sieht die Sache jedoch im Großen Garten aus: Hier hatte niemand zum Dialog geladen, sondern sich Neonazis, Verschwöru­ngstheoret­iker und Rechtsradi­kale versammelt. Gruppierun­gen mit keinerlei Interesse an sachlicher Diskussion, dafür umso mehr daran, Verunsiche­rung zu verbreiten. Die Maßnahmen gegen die Pandemie sind nur Vorwand dafür. S icher wird hier auch der ein oder andere tatsächlic­h besorgte Bürger dabei gewesen sein, genauso sicher muss man auch diese Menschen ernst nehmen. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäus­chen, dass es sich trotz aller Lautstärke um eine verschwind­end geringe Minderheit handelt: Laut ZDF-Politbarom­eter lehnen 81 Prozent die Anti-Corona-Demos ab. D er Ministerpr­äsident räumt hier radikalen Aktivisten eine Rolle ein, die ihnen weder zahlenmäßi­g noch inhaltlich zusteht. Diese werden dadurch in ihrer Fantasie, das gesamte Volk zu vertreten, nur gestärkt, der Rest der Bürger noch mehr verunsiche­rt. Gerade in Krisenzeit­en kein ungefährli­cher Weg. Bericht Seiten 10/11

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