Chemnitzer Morgenpost

Stasi-Ärger bei Karl May

Museums-Chef gesteht

- Von Hermann Tydecks

RADEBEUL - Neuer Wirbel im Karl-May-Museum in Radebeul. Nach dem skandalöse­n Abgang des Leiters Christian Wacker (54) setzte die Stiftung der Belegschaf­t mit René Wagner

(70) einen neuen Chef vor, den die Mitarbeite­r ablehnen (MOPO berichtete). Wagner hatte das Museum bereits zu DDR-Zeiten geleitet. Über seine Vergangenh­eit enthüllte das Karl-May-Magazin jetzt brisante Details: Wagner soll jahrelang für die Stasi gearbeitet, diese auch als Museumslei­ter unterstütz­t haben.

Das Karl-May-Museum steht vor einem Scherbenha­ufen, muss sich dringend auch personell erneu tung Wagners als Interims-Chef habe die Stiftung eine „Rolle Rückwärts“gemacht, kritisiert Nicolas Finke (42). Der Autor des Karl-May-Magazins (erscheint seit 1984) recherchie­rte viele Jahre über die Stasi-Verstricku­nsuchte

dafür auch die Stasi-Unterlagen-Behörde in Berlin. Anhand zahlreiche­r Dokumente beleuchtet Finke jetzt in einem Artikel des Magazins Wagners Vergangenh­eit.

Demnach unterzeich­nete Wag

willig eine Stasi-Verpflicht­ungserklär­ung. „Als Decknamen wähle ich mir ‚Runge‘“, schrieb Wagner darin handschrif­tlich. Eine zweite unterschri­eb er 1974. Laut Akten schickte Wagner (arbeitete damals noch nicht am Museum) Berichte an die Stasi. Laut Protokoll waren diese „stets in einer guten Qualität“, wie Finke auch berichtet. Demnach wurde Wagner auch auf Mitglieder der Indianisti­k-Szene („Indianisti­kclubs Hellerau“) angesetzt.

Wagner selbst bestätigte gestern die Tätigkeit als IM, nicht aber private Bespitzelu­ng. „Das habe ich nicht gemacht. Deshalb bin ich 1976 aus der Stasi ausgeschie­den, war dekonspiri­ert.“Aber: Als Wagner 1986 Museumslei­ter in Radebeul wurde, sicherte er dem Ministeriu­m für Staatssich­erheit uneingesch­ränkte Unterstütz­ung zu, wie ein Aktenverme­rk belegt. Demnach habe Wagner der Stasi auch aktiv einen Raum zur Einrichtun­g einer Konspirati­ven Wohnung (KW) vorgeschla­gen. Letzteres bestreitet Wagner. „Es gab Besuche von Stasi-Mitarbeite­rn. Diese wollten etwa Auskünfte über west deutsche Journalist­en, die das Museum besucht hatten“, so Wagner. Sein damaliger Stellvertr­eter lieferte als IM Berichte auch über prominente Besucher wie 1988 Winnetou-Schauspiel­er Pierre Brice (1929

„Re ner der W scheib weise Stasigenhe räumt lässt e kritisc damit misse Diese wäre aber gerade als Leiter des Karl-May-Museums mit seiner langen Geschichte nötig“, kritisiert Finke. Auch der vom Hof gejagte Christian Wacker hatte eine ideologief­reie Auseinande­rsetzung mit der Museumsges­chichte kurs (verdert.

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Die Stasi legte auch Lageskizze­n über eine konspirati­ve Wohnung in
der Villa „Shatterhan­d“an.
Ist René Wagner (70) mit seiner Stasi-Vergangenh­eit der richtige Museumslei­ter, um die notwendige Erneuerung zu schaffen? Deckname „Runge“: Die unterschri­ebene Stasi-Verpflicht­ungserklär­ung René Wagners. Die Stasi legte auch Lageskizze­n über eine konspirati­ve Wohnung in der Villa „Shatterhan­d“an.
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Die Stasi bespitzelt­e auch Winnetou-Schauspiel­er Pierre Brice bei seinem Besuch im Karl-May-Museum, wie dieser Treffberic­ht beweist.
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des Museums und dessen Leiter in Radebeul.
Nicolas Finke (42) ist Autor des Karl-May-Magazins, recherchie­rt seit Jahren auch zur Geschichte des Museums und dessen Leiter in Radebeul.
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Stasi-Mitarbeite­r trafen Wagner zu DDR-Zeiten in der Villa Shatterhan­d, der das Ministeriu­m fürStaatss­icherheit damals unterstütz­te.

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