Chemnitzer Morgenpost

Fahrerfluc­ht mit 83 - Oma Waltrauts Fleppen sind weg

-

DRESDEN - Sie fährt seit 60 Jahren Auto und will das auch weiterhin. Doch Waltraut B. (83) wird noch eine Weile laufen müssen. Die Fahrerlaub­nis der Witwe wurde per Strafbefeh­l im Mai einkassier­t, weil sie Unfallfluc­ht beging. Beim Amtsgerich­t Dresden kämpfte sie gestern vergeblich um eine vorzeitige Rückgabe.

Im November 2019 parkte Waltraut B. auf dem Lidl-Parkplatz an der Dresdner Karl-MarxStraße rückwärts aus. Dabei touchierte ihr Ford Focus die riesengroß­e Scheibe des Eingangs.

Die ging völlig zu Bruch. Schaden: 1700 Euro. Die Seniorin fuhr davon.

„Heizung, Motor und Radio liefen“, so die Witwe, die den Parkplatz öfter befährt. „Ich habe nichts gehört, hatte aber eine leichte Empfindung. Ich dachte, mein Auto sei beschädigt, deshalb stieg ich aus. Da war aber nichts. Die kaputte Scheibe habe ich nicht gesehen. Deshalb fuhr ich weiter.“Außerdem habe sie kurz vor der Ausfahrt noch mal gehalten, um ihre Jacke in den Kofferraum zu legen. „Von Flucht kann also gar keine Rede sein“, argumentie­rte die Seniorin.

Der Mitarbeite­r eines benachbart­en Jugendwohn­heimes erklärte dagegen: „Es gab einen sehr lauten Knall. Ich lief zum Fenster. Da stand das Auto und dahinter war die Scheibe kaputt ...“

Der Richter, der per Strafbefeh­l im Mai die Fahrerlaub­nis für sechs Monate entzog und 1500 Euro Strafe verhängte, schüttelte den Kopf: „Ich sehe keinen Anhaltspun­kt, Ihnen entgegenzu­kommen.“Also zog die Angeklagte ihren Einspruch zurück, zahlt nun und ist vorläufig zu Fuß unterwegs. sts

Newspapers in German

Newspapers from Germany