Der Libanon versinkt im Volkszorn
BEIRUT - De nicht zur Ruhe. Wenige Tage nach der Explosion im Hafen von Beirut stießen am Wochenende zahlreiche Demonstranten mit Sicherheitskräften zusammen. Mindestens 250 Menschen wurden verletzt, ein Polizist kam ums Leben.
Tausende hatten sich auf dem zentralen Märtyrer-Platz der teils zerstörten Hauptstadt zunächst friedlich versammelt, um gegen die Regierung von Premier Hassan Diab (61) zu demonstrieren. Die wird von vielen für die schweren wirtschaftlichen Probleme des Landes und die Explosions-Katastrophe mit mehr als 150 Toten und 6 000 Verletzten verantwortlich gemacht. So soll die hochexplosive Chemikalie Ammoniumnitrat seit Jahren ohne Sicherheitsg gelagert haben.
Später versuchten einige Demonstranten dann, Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen. Während sie mit Steinen warfen, setzten die Sicherheitskräfte massiv Tränengas ein, Augenzeugen berichteten über Schüsse. Andere drangen in das Gebäude der Bankenvereinigung ein oder stürmten Ministerien. Am Außenministerium musste die Armee die Lage wieder unter Kontrolle bringen.
Ministerpräsident Diab kündigte nach den Protesten an, dem Kabinett noch heute Neuwahlen vorzuschlagen. Einen genauen Termin nannte er nicht. „ ters ist größer, als es sich irgendjemand vorstellen kann“, sagte er und forderte alle Parteien auf, sich auf eine „nächste Stufe“zu einigen. Er selbst stehe auf der Seite derjenigen, die einen Wandel wollen. An den glaubt seine Informationsministerin Manal Abdel Samad (45) wohl nicht mehr. Sie reichte ihren Rücktritt ein und entschuldigte sich „bei allen Libanesen, die ihre Ziele nicht erreichen konnten“.
Ob Neuwahlen das Volk wirklich besänftigen können, ist fraglich. Auch gestern Abend gab es wieder Proteste und gewalttätige Ausschreitungen in den Straßen von Beirut.