Chemnitz bewirbt sich noch einmal
Nach Kritik der Kulturhauptstadt-Jury
CHEMNITZ - Die erste Bewerbung hatte die Kulturhauptstadt-Jury der Stadt um die Ohren gehauen (MOPO berichtete) - nun will es Chemnitz mit einem zweiten Bewerbungsbuch besser machen. Gestern stellten Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (58, SPD) und Projektleiter
Ferenc
Csák (46) das neue Konzept vor.
Im Januar hatte die Experten-Jury u. a. bemängelt, dass die Proteste nach dem Tod von Daniel H. (†35) verschwiegen wurden und eine konkrete Zusammenarbeit mit Polen und Tschechien
fehle. In der zweiten Bewerbung sei nun alles drin: „Wir legen den Fokus auf die Ereignisse von 2018 und haben jetzt mehrere internationale Partner“, sagte Ferenc Csák.
Als konkreter Höhepunkt (in der ersten Bewerbung ebenfalls von der Jury vermisst) ist eine Friedensfahrt von Pilsen nach Chemnitz geplant. Außerdem: 300 Garagen werden bis 2025 zu Festivalstätten oder offenen Werkstätten umgebaut. „Garagen sind Orte des Machens und Tüftelns, aber auch des Rückzugs. Auf jeden Fall sind es Orte, wo sich die ‚stille Mitte‘ befindet“, so Csák.
So will die Stadt Menschen, die sich zuletzt aus der politischen Debatte zurückzogen, ermutigen, sich wieder einzumischen. Passend dazu gibt es - auch auf Wunsch der Jury - ein neues Motto: „C the Unseen“(deutsch: Siehe das Unsichtbare bzw. die Unsichtbaren).
Das Buch ist in englischer Sprache online unter
einsehbar - eine Übersetzung soll in den kommenden Tagen folgen. „Mit diesem Buch werfen wir das Beste in die Waagschale, was Chemnitz hat: die Macherinnen und Macher. Für uns ist es von Anfang an wichtig gewesen, eine Bewerbung abzugeben, die die Menschen, das bürgerschaftliche Engagement, in den Mittelpunkt stellt“, sagt Barbara Ludwig. Die Entscheidung zum Kulturhauptstadt-Titel fällt am 28. Oktober. mgo