Sächsische Forscher erfinden Katastrophen-Helfer aus Pappe
Feldbetten, Stühle, OP-Tische
DRESDEN - Nicht nur im wiederaufgebauten Flüchtlingslager Moria sind Hilfsmittel im großen Stil gefragt. Weltweit steigt der Bedarf an Feldbetten, Notausrüstungen und sogar OP-Tischen, die schnell und kostengünstig in Krisengebieten zum Einsatz kommen können. Dresdner Forscher haben jetzt eine Antwort gefunden: Notbetten aus Pappe! Weitere praktische Helfer sind in der Entwicklung.
Zuerst experimentierte das Team um Sven Gille (32) vom Lehrstuhl für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik an der TU Dresden mit Holz. „Doch das war zu schwer und zu teuer“, sagt der Forscher. Die Wahl fiel schließlich auf Pappe: „Wir haben uns selbst sehr hohe Ansprüche gesetzt. Ein Jahr lang haben wir die Konstruktion immer wieder geändert“, sagt Sven Gille. Das Ergebnis ist ein zwei Meter langes und ein Meter breites Papp-Bett, das als Steckset in das Krisengebiet geliefert und dort mit wenigen Handgriffen aufgebaut werden kann - ganz ohne Werkzeuge. Es wiegt etwa acht Kilo und ist aus Schwerlast-Wellpappe. Die Auflage aus Baumwolle oder Jute kann für den nächsten Benutzer einfach gewechselt werden. Nach Gebrauch kann das PappBett recycelt, kompostiert oder fast CO2-neutral verbrannt werden.
Im Oktober 2019 wurde das Start-up corrugAid gegründet, um Herstellung, Vertrieb und Gestaltung zu bündeln. Noch 2020 soll das Pappbett auf den Markt. Nun geht die Entwicklung von Tischen, Stühlen und OPTischen weiter.