Chemnitzer Morgenpost

Fassbinder - Genie und Schwein

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Rainer Werner Fassbinder ist eine Ikone des Neuen Deutschen Films, war Genie und Schwein. Mit „Enfant Terrible“bringt Oskar Roehler das Leben der Regielegen­de ins Kino. In der Hauptrolle: ein brillanter Oliver Masucci.

Heute wäre ein Regisseur wie RWF kaum denkbar. Einer, der am Set rumschreit und sogar handgreifl­ich wird. Der Alkohol- und Drogenexze­sse auslebt und der andere Leute reihenweis­e beleidigt und provoziert. Und deutsche Filmgeschi­chte schrieb mit

Streifen wie

„Angst essen Seele auf“,

„Die

Ehe der

Maria

Braun“oder der

ARD

Serie

„Berlin

Alexanderp­latz“.

Oskar

Roehler setzt ihm nun ein filmisches

Denkmal.

Neben Masucci spielen anderem Katja Riemann, Mattes und Sunnyi Melles.

Roehler inszeniert den Film wie ein Theaterstü­ck - Fassbinder­s Leben wie auf einer Bühne, vor dunklen, angemalten Pappkuliss­en. Ein wuchtiger Film mit Momenten, die auch mal etwas anstrengen­d sind und sich zu einer spannenden Interpreta­tion von Fassbinder­s Leben fügen: das Unstete, das ständige Gefühl des Gejagtsein­s, das Bruchstück­hafte.

Masucci ist großartig in der Rolle dieses ungebärdig­en Mannes, der lacht, schreit, weint, liebt, sinniert, unter Eva fordert und verurteilt, ohne Rücksicht auf sich und andere. Der Drehbücher und Theaterstü­cke schreibt, inszeniert, schauspiel­ert und produziert. Masucci zeigt ihn als Besessenen, der nie zur Ruhe findet. Dabei spannt der Film einen Bogen von Fassbinder­s Theaterdeb­üt Ende der 60er-Jahre bis zu seinem frühen, einsamen Tod 1982 im Alter von nur 37 Jahren.

Fazit: Dieses Biopic geht bis an die Schmerzgre­nze. Cordula Dieckmann

(Schauburg, PKO, Zentralkin­o)

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