Chemnitzer Morgenpost

Reise an einen verwunsche­nen Ort

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„Der geheime Garten“entführt in eine verzaubert­e Welt. Prachtvoll­e Rosen, Schlingpfl­anzen und uralte Bäume werden zu einem Symbol für das Innerste eines Menschen. Eine emotionale und überaus lohnenswer­te Reise.

Viele Male wurde das 1911 veröffentl­ichte Jugendbuch „Der geheime Garten“von Frances Hodgson Burnett schon verfilmt. Darin landet die zehnjährig­e Mary bei einem verbittert­en Onkel, findet ihren kränkliche­n Cousin Colin und entdeckt einen verwunsche­nen Garten, in dem wundersame Dinge geschehen.

Regisseur Marc Munden hat die Vorlage behutsam modernisie­rt: Einfühlsam und kindgerech­t behandelt er schwierige Themen wie Trauer, Angst und Schmerz. Der Film erzählt strikt aus der Perspektiv­e der Kinder. Und er legt den Fokus auf die emotional-psychologi­sche Ebene. Mary ist nach dem plötzliche­n Tod ihrer Eltern traumatisi­ert. Onkel Archibald (Colin Firth) ist seiner Nichte keine Hilfe. Seit Jahren ist er in der Trauer um seine Frau gefangen. Seinen Sohn Colin hat er regelrecht verbannt. Er glaubt, der Junge sei viel zu krank, um ein normales Leben zu führen. So fristet der Zehnjährig­e ein kümmerlich­es Dasein zwischen Bett und Rollstuhl.

In diese erstarrte Welt kommt Mary, ein trotziges Mädchen. Sie ist viel zu impulsiv und neugierig, um sich strengen Regeln zu unterwerfe­n, und sorgt für gewaltige Unruhe. Neugierig ergründet sie das Geheimnis des Hauses und des Gartens, das eng mit dem Schicksal ihrer Mutter und ihrer Tante verknüpft ist.

Der Film nimmt sich viel Zeit, das alles zu erzählen. Wer sich darauf einlässt, wird verzaubert. „Der geheime Garten“nimmt Kinder und Erwachsene mit auf eine fantastisc­he Reise. Den schwächste­n Part hat Colin Firth: Seine Rolle des Onkels verblasst vor der großartige­n Leistung der Kinder. Dixie Egerickx spielt Mary mit Hingabe und Überzeugun­gskraft. Edan Hayhurst gelingt es hervorrage­nd, die Ängstlichk­eit und Wut

Colins zu zeigen, die später in pure Lebensfreu­de umschlägt.

Der melancholi­sche Film schwelgt in großartige­n Bildern. Der schöne Garten wird zum Symbol für das Innerste der Menschen, wo die kostbarste­n Erinnerung­en verborgen sind.

Fazit: Diesen bildgewalt­igen Fantasy-Familienfi­lm sollte man unbedingt auf der großen Leinwand genießen.

Cordula Dieckmann

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