Löw wehrt sich gegen Kritik „Wir ziehen den Plan durch“
KÖLN - Bevor sich Joachim Löw 2014 mit dem WM-Titel einen Schutzpanzer aus reinstem Selbstbewusstsein und goldenem Erfolg anlegte, verriet der Bundestrainer, wie er mit Kritik umgehe: „Nicht einmal ignorieren.“
Mit Kritik aus drei Generationen deutscher Fußball-Weltmeister und der Fachpresse ist das deutlich schwieriger. Berti Vogts, Lothar Matthäus und Bastian Schweinsteiger haben sich den Bundestrainer zuletzt vorgeknöpft, für taktische Dinge, persönliche und die Außendarstellung. Sie haben Gewicht und finden ihre Bühne, in Kolumnen, im Fernsehen, vor Millionenpublikum. Löw sucht noch den passenden Umgang damit: Er muss das zumindest für die Öffentlichkeit halbwegs ernst nehmen, will sich aber auch nicht hereinreden lassen.
Dieser Tanz auf dem Drahtseil gelingt nur sehr wacklig. Der „Kicker“sprach davon, Löw klinge „selbstherrlich und arrogant“, worauf dieser achselzuckend feststellte: „Wenn jemand sagt oder schreibt, der Löw sei arrogant oder dünnhäutig, dann ist das eben so. Wir ziehen unseren Plan durch.“Thema beendet. Thema beendet?
So manche Kritik geht tatsächlich ins Leere. Wenn Vogts mosert, eine Pause bei einem Länderspiel hätte er sich „damals“(ein Signalwort für Besserwissertum) nie erlaubt, sollte man mitgedacht wissen, dass damals die Belastung eine völlig andere war. Im Spiel selbst, aber auch insgesamt. Die Terminhatz, die dem Bayern-Block in den kommenden Monaten bevorsteht, ist der helle Wahnsinn. Nur ein Teil davon wären acht Länderspiele in zweieinhalb Monaten - da ist eine Pause absolut angemessen.
Löw ist in 15 Amtsjahren vieles vorgeworfen worden. Unfähigkeit, Engstirnigkeit, Arroganz, Versagen. Mehrfach schien er nah an der Klippe zu wandeln. Wichtig war ihm stets die Anerkennung an der Basis, doch die scheint zu bröseln. 76,5 Prozent der Befragten gaben in einer repräsentativen Umfrage an, Löw sei nicht mehr der richtige Bundestrainer. Das dürfte den 60-Jährigen mehr alarmieren als ein schriftlicher Einwurf von Olaf Thon, der, mit Verlaub, keine sonderlich große Trainerkarriere hinter sich hat.
Entwicklungen nach dem WM-Titel wurden verschlafen oder nicht vorhergesehen. Möglicherweise spürt Löw auch den normalen Effekt, dass viele eines omnipräsenten Gesichts irgendwann überdrüssig sind.