Chemnitzer Morgenpost

Sachsens Risiko

- Von Torsten Hilscher

Sachsen festigt seine Rolle als Corona-Anarchist unter den Bundesländ­ern. Ab Samstag gilt das Beherbergu­ngsverbot nicht mehr. Pünktlich zu den Ferien heißt es damit: „Ihr Kinderlein kommet - auch aus Risikogebi­eten.“D er Schritt ist durchdacht, mutig - und doch bleibt ein schaler Geschmack. Denn die Hotspots für Infektione­n neben Pflegeheim­en waren zuletzt Schulen. Natürlich ist das Erzgebirge, seit es als Risikogebi­et eingestuft wurde, kein Tschernoby­l. „Bei uns sterben die Leute nicht wie die Fliegen“, fängt zu Recht Landrat Frank Vogel jedwede Panikmache für seine Region ab. A ber es sollte sich jeder bewusst sein, dass Fahrten gerade von dort nach Tschechien riskant sind. Stichwort Tschechien: Indem die sächsische Staatsregi­erung die Tore zum Nachbarlan­d derart weit offen lässt, vervielfac­ht sie das Risiko, das sie mit dem Aus des Beherbergu­ngsverbote­s hierzuland­e noch relativ kontrollie­rt eingeht. Noch immer darf der Sachse für 48 Stunden Ausflüge ins Nachbarlan­d machen. Höchst unverantwo­rtlich. N icht nur, dass die tschechisc­hen Bürger jetzt verstärkt im Freien unterwegs sein werden, wenn andere Dinge, nicht zuletzt Kneipen, zuhaben. Das Nachbarlan­d hat auch genug mit sich selbst zu tun. Es wird sowieso bald von sich aus die Grenze zumachen. Sachsen sollte ebenso handeln. K einesfalls dürfen davon Berufspend­ler betroffen sein. Gerade wir sind auf Pflegepers­onal der tschechisc­hen Freunde angewiesen. Aber schon ihre Ärzte brauchen sie jetzt selbst. Die ausgefalle­ne Wanderung im Böhmischen ist für Sachsen keine Einschränk­ung der Lebensqual­ität. Sie ist purer Gesundheit­sschutz.

Bericht Seiten 10/11

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