Sachsens Risiko
Sachsen festigt seine Rolle als Corona-Anarchist unter den Bundesländern. Ab Samstag gilt das Beherbergungsverbot nicht mehr. Pünktlich zu den Ferien heißt es damit: „Ihr Kinderlein kommet - auch aus Risikogebieten.“D er Schritt ist durchdacht, mutig - und doch bleibt ein schaler Geschmack. Denn die Hotspots für Infektionen neben Pflegeheimen waren zuletzt Schulen. Natürlich ist das Erzgebirge, seit es als Risikogebiet eingestuft wurde, kein Tschernobyl. „Bei uns sterben die Leute nicht wie die Fliegen“, fängt zu Recht Landrat Frank Vogel jedwede Panikmache für seine Region ab. A ber es sollte sich jeder bewusst sein, dass Fahrten gerade von dort nach Tschechien riskant sind. Stichwort Tschechien: Indem die sächsische Staatsregierung die Tore zum Nachbarland derart weit offen lässt, vervielfacht sie das Risiko, das sie mit dem Aus des Beherbergungsverbotes hierzulande noch relativ kontrolliert eingeht. Noch immer darf der Sachse für 48 Stunden Ausflüge ins Nachbarland machen. Höchst unverantwortlich. N icht nur, dass die tschechischen Bürger jetzt verstärkt im Freien unterwegs sein werden, wenn andere Dinge, nicht zuletzt Kneipen, zuhaben. Das Nachbarland hat auch genug mit sich selbst zu tun. Es wird sowieso bald von sich aus die Grenze zumachen. Sachsen sollte ebenso handeln. K einesfalls dürfen davon Berufspendler betroffen sein. Gerade wir sind auf Pflegepersonal der tschechischen Freunde angewiesen. Aber schon ihre Ärzte brauchen sie jetzt selbst. Die ausgefallene Wanderung im Böhmischen ist für Sachsen keine Einschränkung der Lebensqualität. Sie ist purer Gesundheitsschutz.
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