Anonymer Händlerprotest Großer Wirbel um Brandbrief gegen den Weihnachtsmarkt
Ob der Chemnitzer Weihnachtsmarkt dieses Jahr stattfinden kann, steht mehr denn je in den Sternen. Mächtig Aufregung um das geplante Advents-Spektakel gibt es dennoch schon. Ein anonymer Brandbrief im Namen aller Händler übte gestern schwere Kritik an den neuen Marktregeln. Am meisten ärgerten sich darüber allerdings die Händler selbst.
Das Schreiben der anonymen „Händlergruppe Chemnitz“fordert die Halbierung von Standund Markt-Miete, spricht von schlechter
Informationspolitik: „Wir wissen noch immer nicht, wie groß die abgezäunten Bereiche sein werden und welche Besucherzahl gleichzeitig möglich ist.“Händler-Meinungen seien nicht eingeholt worden, Registrierung der Besucher sei beschlossene Sache.
Viele Händler sind von der Kritik in ihrem Namen allerdings gar nicht begeistert: „Ich habe nichts damit zu tun. Der Brief ist sinnlos, denn wer weiß, was morgen ist?“, sagt „Käse-Maik“, Maik Schiede (56). Kunsthandwerker Silvio Stibane (41) ist „ziemlich verärgert“: „Jemand spricht für alle Händler. Das ist anmaßend.“Auch der Chemnitzer Schausteller-Chef Klaus Illgen (73) kennt den Verfasser nicht, er hat gerade andere Sorgen: „Ich glaube noch nicht an den Weihnachtsmarkt.“Das Schlagen der 50 Deko-Bäumchen für die Bimmelbahn zögert er hinaus, weil er bei Absage darauf sitzen bliebe.
Die Stadt weist Kritik am Vorgehen des Marktamts zurück: „Die Händler wurden im September informiert, dass sich die Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie ändern können. Wenn die Fallzahlen in den kommenden Tagen weiter steigen, schließt die Verwaltung eine komplette Absage des Weihnachtsmarktes nicht aus“, sagt Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (59, parteilos).
Wer hinter dem umstrittenen Brandbrief steckt, war bis gestern Abend unklar. Der oder die Absender reagierten auch auf MOPO-Nachfragen nicht. tmo