Chemnitzer Morgenpost

Gurkenglas fällt Mann auf den Kopf

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CHEMNITZ - Alles Gute kommt von oben - nicht jedoch im Fall, der gestern vor dem Landgerich­t Chemnitz verhandelt wurde. Martin

J. (35) war beim Fensterput­zen viel zu unvorsicht­ig. Ein auf dem Fensterbre­tt stehendes Gurkenglas fiel von der Brüstung und traf einen vorbeilauf­enden Passanten (55) am Kopf.

Der Mann hatte großes Glück, erlitt „nur“eine Platzwunde an seiner Stirn. Und das, obwohl das Glas vom vierten Stock in die Tiefe fiel. Angeklagt war die Tat als fahrlässig­e Körperverl­etzung. „Das Brett war wackelig und es wehte Wind“, rechtferti­gte sich der arbeitslos­e Martin J. Für den Alkoholpeg­el von 2,16 Promille gab’s keine Entschuldi­gung.

Alkoholkon­sum war der springende Punkt im Verfahren. „Haben Sie heut schon was getrunken?“, fragte Richter Markus Zimmermann. „Ja, ein Glas Schnaps nach der Fünf-Minuten-Terrine“, erwiderte J. Für ihn sei das nichts Besonderes. Täglich trinke er ein bis zwei Flaschen Schnaps.

Seit seinem 16. Lebensjahr trinke er regelmäßig. Schon mit 14 hatte er Kontakt mit Drogen und verbrachte mehr als ein Jahrzehnt im Heim. Laut Gutachter habe J. eine Persönlich­keitsstöru­ng. Alkohol und Drogen habe er als eine Art Medikament gegen Hyperaktiv­ität genommen.

Obwohl ihm das Amtsgerich­t sieben Monate Haft ohne Bewährung aufbrummte, will Martin J. freiwillig in die Entzugskli­nik: „Ich bin mit 35 am Ende, weiß nicht, wie es weitergehe­n soll.“Dem kam das Gericht nach. Urteil: zwei Jahre Maßregel

vollzug.

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Seit seiner Kindheit verfolgt Martin J. (35)
die Sucht nach Alkohol.
In der Blankenaue­r Straße kam es im Mai 2019 zum Gurkenglas-Unfall. Seit seiner Kindheit verfolgt Martin J. (35) die Sucht nach Alkohol.

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