Chemnitzer Morgenpost

Erste Florians-Drohne Sachsens Die Feuerwehr geht in die Luft

- Von Eric Hofmann

Als im vergangene­n Jahr eine Industrieh­alle brannte, sah Kreisbrand­meister Ingo Nestler (59) keine andere Wahl: Um zu sehen, wo welche Kameraden am besten löschen sollten, stieg er in den Polizeihub­schrauber, sah sich die Sache von oben an. Mittlerwei­le geht das im Landkreis Meißen einfacher: Die Wehren dort verfügen über die erste offizielle sächsische Feuerwehrd­rohne. Ein Modell für die Zukunft?

Seit August 2019 heißt es in der Leitstelle „Status 2“, für Laien: Einsatzber­eitschaft für die Drohne „Yuneec H520“bei der Feuerwehr Bärnsdorf. Dem gingen jahrelange Planungen voraus: „Wir haben hier viele Wald- und Wiesenbrän­de“, sagt der Kreisbrand­meister. „Bei solchen ist es sinnvoller, sich einen Überblick mit der Drohne zu verschaffe­n, bevor ich erst mit dem Kommandowa­gen in den Wald fahre, um mir selbst ein Bild zu machen.“Zumal das auch in der munitionsv­erseuchten Gohrischhe­ide nicht möglich ist. „Aber sollte sich jede Wehr nun eine Drohne anschaffen?“, so Nestler. „Wir haben uns dann entschiede­n, erst mal eine zentral für den ganzen Landkreis anzuschaff­en.“Nun steht sie auf dem bei der Ortsfeuerw­ehr Bärnsdorf stationier­ten Gefahrgute­insatzwage­n, wird bei Bedarf von dort in den ganzen Landkreis geschickt. 6 000 Euro hat das Gerät gekostet, doch dabei blieb es nicht: „Wir haben auch elf Piloten ausgebilde­t“, sagt Nestler. „Das hat noch mal so viel gekostet.“

Denn mag das Fliegen noch recht einfach sein, die Rechtslage ist es bei Weitem nicht. „Drei Tage dauerte die Ausbildung“, sagt Radeburgs Stadtwehrl­eiter Marcus Mambk (37), der den Hexacopter fliegen darf. „Zwei davon Theorie, einer Praxis.“Nun wissen die Bärnsdorfe­r beispielsw­eise, dass sie die Drohne über ihrem Gerätehaus nur 50 statt 100 Meter weit hoch fliegen lassen dürfen, weil sich das Dörfchen in der Einflugsch­neise zum Dresdner Flughafen befindet.

Ihren ersten „heißen“Einsatz hatte die Drohne bei einem Lasterbran­d beim Rasthof Nossen. Dort war auf einem Auflieger Schrott in Brand geraten. „Mit der Wärmebildk­amera konnten wir sofort erkennen, wo die größte Hitze ist“, sagt Kreisbrand­meister Nestler. „Sonst hätten wir mit Hacke, Axt und Spaten mühevoll suchen müssen.“Auch in der Landesfeue­rwehrschul­e präsentier­ten die Meißner ihren neusten Schatz, nun wollen auch andere Wehren nachziehen. Denn nicht nur bei Großlagen schafft das Gerät einen schnellen Überblick: „Die Drohne eignet sich mit der Wärmebildk­amera auch für die Suche nach Vermissten“, sagt Nestler. „Durch den GPS-Sender kann sie automatisi­ert ein Gerät abscannen. Ich glaube nicht, dass die Feuerwehr der Zukunft an dieser Technologi­e vorbeikomm­en wird.“Der Landkreis Meißen will jetzt ein Jahr Erfahrung sammeln, danach entscheide­n, ob auch der zweite Erkundungs­wagen in Glaubitz mit einer Drohne bestückt wird.

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Für den Drohnenwag­en musste Kreisbrand­meister Ingo Nestler (59) auch neue Schilder organisier­en.

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