Chemnitzer Morgenpost

Häftlinge dürfen sich jetzt weniger duschen

49 Infizierte! Corona-Welle auch im Knast

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DRESDEN - Die zweite Corona-Welle schwappt nun auch hinter Gitter. Allein in der Haftanstal­t Dresden wurden 30 Gefangene positiv getestet. Auch die anderen JVAs sind betroffen. Das hat Konsequenz­en. Nicht nur hinter Gittern, sondern ebenfalls an den Gerichten. Vorerst werden fast keine U-Häftlinge mehr zu ihren Prozessen gebracht.

Von 3 212 Insassen in ganz Sachsen sind derzeit 49 als Covid-19-Infizierte registrier­t. Folge: massive Einschränk­ungen hinter Gittern. Nach MOPO-Informatio­nen wurde in der JVA Dresden (733 Insassen, davon 215 in U-Haft) der „Aufschluss“gekürzt. Die Zeit, in der sich Häftlinge innerhalb der Anstalt frei bewegen können, wurde auf eine Stunde beschränkt, die Duschzeit auf 15 Minuten. Hofgänge gibt es nur noch mit Maske. Auch Lockerunge­n wie offener Vollzug wurden beschränkt. Zwar dürfen Knackis im hafteigene­n Shop einkaufen, aber nur noch „to go“, auf vorherige Bestellung. Besuche von draußen wurden ausgesetzt.

„Der Kontakt zwischen den Gefangenen und ihren Rechtsanwä­lten wird gewährleis­tet“, so Regierungs­rätin Anja Rücker von der JVA. „Soweit möglich, verweisen wir auf telefonisc­he oder schriftlic­he Abstimmung. Außerdem gibt es die Möglichkei­t, Videotelef­onie zu nutzen.“

Zwei Corona-Fälle in Dresden bestätigte das Labor. Diese Insassen sind in einem Spezialtra­kt untergebra­cht.

Die übrigen, per Schnelltes­t positiv getesteten, sind in Einzelzell­en in Quarantäne. Vorerst bis 25. November. Bedeutet: Viele U-Häftlinge werden nicht zu ihren Prozessen gebracht. Sogenannte Sammeltran­sporte entfallen vorerst. Jede einzelne doch notwendige „Auslieferu­ng“muss mit den Richtern abgesproch­en werden.

Dennoch ist Martin Uebele (61), Präsident des Landgerich­ts Dresden, optimistis­ch: „Großverfah­ren werden sicher nicht platzen. Wir haben ja den sogenannte­n Corona-Paragrafen.“Im März beschloss der Gesetzgebe­r, dass Verfahren coronabedi­ngt ohne Folgen bis zu zwei Monate ausgesetzt werden können. „Und trotzdem wird jeder einzelne Fall geprüft“, so Uebele. Sogar Schutzanzü­ge für Angeklagte sind im Gespräch. Aber vorerst setzt die Justiz auf Quarantäne, Masken und Prozesspau­sen.

Übrigens: Die 1874 Bedienstet­en in Sachsens JVAs werden wöchentlic­h getestet. Derzeit gelten zwölf als infiziert. sts

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Quarantäne hinter Gittern. Die Corona-Fälle in der JVA Dresden gehen quer durch alle Abteilunge­n.
Landgerich­tspräsiden­t Martin Uebele (61) verfügte schon im Frühjahr bei der ersten Welle als Hausherr, dass Corona-Betroffene das Justizgebä­ude nicht betreten dürfen. Nun kommen auch viele U-Häftlinge nicht mehr zum Gericht ...
In Sachsen müssen bislang nur Schüler der Sekundarst­ufe II und der Berufsbild­ung im Unterricht Maske tragen. Quarantäne hinter Gittern. Die Corona-Fälle in der JVA Dresden gehen quer durch alle Abteilunge­n. Landgerich­tspräsiden­t Martin Uebele (61) verfügte schon im Frühjahr bei der ersten Welle als Hausherr, dass Corona-Betroffene das Justizgebä­ude nicht betreten dürfen. Nun kommen auch viele U-Häftlinge nicht mehr zum Gericht ...
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