Hängepartie legt halb Sachsen lahm
DRESDEN - Fünf Aktivisten reichen aus, um Tausenden Autofahrern den letzten Nerv zu rauben: Gegen 8.15 Uhr schlug das Quintett an der sogenannten Podemuser Brücke über der Autobahn 4 auf. Dort seilten sich zwei Männer (24, 40) ab, protestierten mit einem Banner für die Verkehrswende und gegen den Klimawandel. Über Stunden hinweg ging nichts mehr.
Der Ausbau der Autobahn 49 und die damit verbundene Rodung
des Dannenröder Forstes passt Klimaschützern bundesweit, aber auch in Dresden nicht: „Mit der Aktion wollen wir Druck auf das Bundesverkehrsministerium, die hessische Landesregierung und gesellschaftliche Diskurse ausüben“, sagt Student Sebastian Sacht (25), der für das Dresdner Grüppchen spricht. Nicht verwunderlich, dass es auch außerhalb Sachsens ähnliche Aktionen gab, zum Beispiel in Jena.
Auch der Tag war kein Zufall: „Wir haben den ,Black Friday‘ als konsumorientierten Tag gewählt“, so Sacht. So klein die
Gruppe war, so groß die Auswirkungen: Da eine Person Richtung Chemnitz, die andere Richtung Görlitz in den Seilen hing, sperrte die Polizei die Autobahn in beide Richtungen komplett.
Nachdem sich zwischen Dreieck Nossen und Hellerau rund 30 Kilometer Stau gebildet hatten, wurde der Verkehr dort abgeleitet. Doch auch die Umleitungsstrecke war schnell überlastet. Im Stau und bei dessen Auflösung kam es zu mindestens fünf Auffahrunfällen. Erst die Höhenrettung
des SEK konnte die beiden Blockierer 13.30 Uhr von der Brücke pflücken. Alle haben jetzt ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz am Hals.
Trotzdem sehen sie ihre Aktion als Erfolg: „Wir konnten fünf Stunden lang den klimaschädlichen Alltag unterbrechen“, sagt Sacht. „Damit sind wir zufrieden. Aus unserer Sicht war allerdings eine Vollsperrung nicht nötig, man hätten den Verkehr doch über die Standstreifen leiten können!“
Weniger zufrieden zeigt sich Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (46, SPD): „Diese Art des Protestestes gefährdet Menschenleben und stellt einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr dar“, twitterte der Politiker. „Ich habe dafür null Verständnis.“