Chemnitzer Morgenpost

Baselitz verschenkt Bilder nach New York

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NEW YORK/DRESDEN - Es ist sechs Jahre her, dass der Maler Georg Baselitz (83) wutentbran­nt über die Neufassung des Kulturguts­chutzgeset­zes (KGSG) der Bundesregi­erung sämtliche Leihgaben an deutsche Museen einsammeln ließ und wieder in Besitz nahm. Zehn Werke aus dem Dresdner Albertinum, die der Künstler dem Museum auf Dauer überlassen hatte - neun Gemälde und eine Holzskulpt­ur -, gehörten dazu und zwei Arbeiten der Kunstsamml­ungen Chemnitz. Sechs Gemälde aus diesem Konvolut hat der Künstler nun nach New York verschenkt.

„Der deutsche Maler Georg Baselitz und seine Frau Elke schenkten dem Metropolit­an Museum of Art anlässlich des im

Jahr 2020 gefeierten 150-jährigen Jubiläums des Museums sechs bedeutende Gemälde“, vermeldet das berühmte Museum auf seiner Homepage. Das Metropolit­an Museum sei Georg und Elke Baselitz sehr dankbar „für diese außerorden­tlich bedeutsame und großzügige Schenkung“, erklärt Max Hollein (51), Direktor des Museums. „Es freut uns sehr, dass diese außergewöh­nlichen Arbeiten im Met ein neues Zuhause gefunden haben!“

Möglicherw­eise kunstgesch­ichtlich, sicher aber werkgeschi­chtlich sind diese Arbeiten des in Deutschbas­elitz (Kamenz) geborenen Künstlers von einiger Bedeutung, denn sie stammen aus jener Phase Ende der 60er-Jahre, als Baselitz seine Motive erstmals auf den Kopf stellte - eine Technik, die er zu seinem Markenzeic­hen entwickeln sollte.

Unter den sechs Gemälden, die nun dem Met gehören, ist auch ein Porträt seiner Ehefrau Elke.

Mit diesen und mehr Werken hatte das Albertinum dem Künstler vordem einen ganzen Raum gewidmet, so wie auch Gerhard Richter (88) im Museum „eigene“Räume für seine Kunst hat. Als Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (59, CDU) das KGSG 2015 auf den Weg brachte, verärgerte das viele Vertreter aus der Kunstszene - Galeristen, Kunsthändl­er, Künstler -, weil das Gesetz die Ausfuhrbes­chränkunge­n für national bedeutsame Kunst aus deutschen Museen an ein Genehmigun­gsverfahre­n koppelt, als dessen Äußerstes ein Ausfuhrver­bot verhängt werden kann. Die Kritiker sahen unter anderem die Freiheit des Kunsthande­ls bedroht.

Wenn auch Kollegen wie Gerhard Richter Baselitz verbal beisprange­n - er würde es genauso machen, so Richter damals im MOPO-Interview -, folgte am Ende doch kaum ein Künstler diesem Vorbild, auch Richter nicht.

Kritik hagelte es im Übrigen nicht nur für das Grütters-Gesetz, auch Baselitz blieb nicht verschont. Während der damalige Generaldir­ektor der Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden (SKD), Hartwig Fischer (58), „bestürzt“war „über den schweren Verlust“, den Künstler aber schonte, feuerte Fischers Vorgänger bei den SKD, Martin Roth (1955-2017), eine Breitseite Richtung Baselitz. „Aber wen bestraft Herr Baselitz denn, wenn er die Bilder aus den Museen holt? Nicht die Politiker, sondern das Publikum, die Leute, die an Kunst interessie­rt sind, und er bestraft auch die Museen, denen er viel verdankt. Wer hat ihn denn ausgestell­t, berühmt gemacht?“, wetterte Roth. Vielleicht sei die ganze Wut auch nur ein guter Vorwand, um Leihgaben zurückzuzi­ehen und sie lieber auf den Markt zu bringen.

Lustig über Baselitz macht sich aktuell das Kunstmagaz­in Monopol. Ein Schuss ins eigene Knie sei die Schenkung ans Met vielleicht, heißt es dort, „weil die reibungslo­se Ausfuhr seiner Bilder ins nicht-europäisch­e Ausland jetzt auch auf höchster Ebene belegt, dass seine Bilder nicht national wertvoll sind“.

Das KGSG ist seit 2016 in Kraft, das Getöse hat sich längst gelegt. In die Museen zurückgebr­acht hat Baselitz die Werke nicht, auf den Markt gebracht aber auch nicht, zumindest diese sechs. Wer sie sehen will, muss New York ins Ziel nehmen. gg

 ??  ?? Georg Baselitz (83) im Mai 2010 in seiner Ausstellun­g im Albertinum, hinter ihm in der Mitte das Bildnis seiner Ehefrau Elke. Sechs von zehn Werken aus Dresden hängen jetzt in New York.
Georg Baselitz (83) im Mai 2010 in seiner Ausstellun­g im Albertinum, hinter ihm in der Mitte das Bildnis seiner Ehefrau Elke. Sechs von zehn Werken aus Dresden hängen jetzt in New York.

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