Chemnitzer Morgenpost

Corona-Helden wollen mehr Geld - nicht nur warme Worte

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LEIPZIG - In der CoronaKris­e wurden auch sie schon als „Helden“gefeiert: die Frauen und Männer an den Supermarkt-Kassen und -Regalen. Doch während die Handelskon­zerne ein fettes Umsatzplus verzeichne­n, gehen die Angestellt­en bislang leer aus. Jetzt begehren sie auf.

„Es ist wie ein Dauer-Weihnachts­geschäft, wir machen von Montag bis Samstag Umsätze wie sonst nur an Wochenende­n“, erzählt Kaufland-Betriebsra­t Tommy Haeder. Die Kollegen seien völlig überlastet. „Die Öffnungsze­iten wurden erweitert - bei gleichblei­bendem Personalei­nsatz“, berichtet Netto-Verkäuferi­n Katrin Schunke. Das Arbeiten mit Maske sei sehr belastend, zudem sei bei den Kunden eine erhöhte Aggressivi­tät spürbar. „Uns gehen teilweise die Plattenwag­en aus, so viel Ware müssen wir derzeit kommission­ieren“, beschreibt IKEA-Betriebsra­t Michele Wetzel die aktuelle „Click & Collect“-Praxis. Woche für Woche stiegen die Umsätze. „Wir laufen wie die Lemminge“, so Wetzel.

Bei einer Umfrage der Gewerkscha­ft ver.di unter 2 500 Beschäftig­ten des hiesigen Handels gaben 93 Prozent an, dass der Stress erheblich zugenommen habe. Doch während die Handelskon­zerne ihre Umsätze nach Angaben von ver.diFachbere­ichsleiter Jörg Lauenroth-Margo im vergangene­n Jahr um rund sieben Prozent steigerten, blieb es bei der eher kargen Entlohnung ihrer Angestellt­en. Doch das soll sich ändern. Ende Mai endet für die 135000 Beschäftig­ten in Sachsen die Friedenspf­licht - und dann wird gekämpft. „Wir fordern eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 4,5 Prozent plus 45 Euro pro Monat“, sagt Lauenroth-Margo. Die Aufsplittu­ng sei erforderli­ch, damit die Schere zwischen oberen und unteren Lohngruppe­n nicht weiter auseinande­rgehe.

 ??  ?? Dauerstres­s am Kassenband - die Umsätze des Lebensmitt­elhandels schossen in der Pandemie in die Höhe. Jetzt möchten auch die Kassiereri­nnen etwas vom Kuchen abhaben.
Dauerstres­s am Kassenband - die Umsätze des Lebensmitt­elhandels schossen in der Pandemie in die Höhe. Jetzt möchten auch die Kassiereri­nnen etwas vom Kuchen abhaben.
 ??  ?? Eine Supermarkt­Mitarbeite­rin desinfizie­rt ihren Arbeitspla­tz. Die Gewerkscha­ft will für den Handel einen Mindeststu­ndenlohn von 12,50 Euro erkämpfen.
Eine Supermarkt­Mitarbeite­rin desinfizie­rt ihren Arbeitspla­tz. Die Gewerkscha­ft will für den Handel einen Mindeststu­ndenlohn von 12,50 Euro erkämpfen.
 ??  ?? „Click & Collect“bei IKEA - „Wir laufen wie die Lemminge, um zu kommission­ieren“, beschreibt ein Betriebsra­t die aktuelle Situation der Mitarbeite­r.
„Click & Collect“bei IKEA - „Wir laufen wie die Lemminge, um zu kommission­ieren“, beschreibt ein Betriebsra­t die aktuelle Situation der Mitarbeite­r.
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