Chemnitzer Morgenpost

Vierter Titel! „Vampir“Selby beißt wieder zu Snooker

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Mark Selby dachte als Jugendlich­er an Selbstmord, nun wurde er zum vierten Mal Snooker-Weltmeiste­r. Im Endspiel setzte sich der Engländer mit 18:15 gegen seinen Landsmann Shaun Murphy durch. Das Finale war das erste ausverkauf­te Sportereig­nis in England seit einem Jahr.

„Vampir“Mark Selby nahm Töchterche­n Sofia (6) in die Arme, dann präsentier­te er den so lange vermissten Fans stolz den WM-Pokal: Mit der Krönung zum Snooker-Weltmeiste­r schöpfte nicht nur der einst an Depression­en leidende Selby neue Hoffnung, sondern auch der gesamte englische Sport.

Erstmals seit einem Jahr fand am Montag ein Sportereig­nis vor ausverkauf­tem Haus statt - und das sogar in der Halle.

Knapp 1000 Fans saßen im Crucible Theatre in Sheffield mit Maske Schulter an Schulter. Erstmals seit März 2020, als 69000 Zuschauer kurz vor dem CoronaLock­down die Pferderenn­en in Cheltenham besuchten, war bei einem englischen Sportevent kein Ticket mehr zu haben.

Auch die Snooker-Stars litten: Über Monate fanden fast alle Turniere in einer „Bubble“in Milton Keynes statt, fern der Familien. Mehrere Spieler berichtete­n von Depression­en. Auch der neue Weltmeiste­r Selby hat mit dem Thema seine Erfahrunge­n gemacht. „Hinter mir liegen dunkle, dunkle Jahre. Meine Familie weiß Bescheid“, sagte der 37-Jährige.

Als Selby acht Jahre alt war, verließ seine Mutter die Familie.

Bis heute hat er nur über seinen Bruder Kontakt zu ihr. Acht Jahre später starb dann sein Vater David, sein großer Förderer und Freund, an Krebs. Damals habe er an Selbstmord gedacht, verriet er einmal. Der als „Jester from Leicester“(„Spaßvogel aus Leicester“) bekannte Engländer hat eben auch dunkle Seiten.

„Mir wurde in meiner Karriere nichts geschenkt. Ich bin in einer Sozialwohn­ung aufgewachs­en, mein Vater hatte kein Geld, meine Mutter hat uns verlassen. Es war hart“, sagte Selby. Auch über ein Talent wie der große Ronnie O’Sullivan oder Judd Trump habe er nie verfügt: „Die wurden ja quasi mit einem Queue in der Hand geboren.“

Selby dagegen arbeitete sich mit seinem meist wenig spektakulä­ren, aber gnadenlos effiziente­n Spiel nach oben. Bei der WM schaltete er der Reihe nach die Ex-Weltmeiste­r Mark Williams, Stuart Bingham und Shaun Murphy aus.

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Der neue Snooker-Weltmeiste­r Mark Selby bejubelt seinen Triumph vor knapp 1000 Fans im Crucible Theatre in Sheffield.
 ??  ?? Mark Selby überzeugte im Turnier mit einem wenig spektakulä­ren, aber gnadenlos effiziente­n Spiel.
Mark Selby überzeugte im Turnier mit einem wenig spektakulä­ren, aber gnadenlos effiziente­n Spiel.
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