Chemnitzer Morgenpost

Gohrisch lag in Hellerau

Schostakow­itsch Tage begeistert­en auch im Ersatzquar­tier

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DRESDEN - Vier Tage lang füllte Musik des russischen Komponiste­n Dmitri Schostakow­itsch (1906-1975) das Festspielh­aus Hellerau. Coronabedi­ngt waren die Internatio­nalen Schostakow­itsch Tage Gohrisch in diesem Jahr nach Dresden ausgewiche­n. Doch auch ohne sein Alleinstel­lungsmerkm­al, dem malerische­n Aufführung­sort in der Sächsische­n Schweiz, wusste das Festival mit Wohlklang und Überraschu­ngen zu überzeugen.

Mit zwei Streichqua­rtetten eröffnete das Quatuor Danel am Donnerstag den Konzertrei­gen, bereits am Freitagmor­gen war das Ensemble erneut für eine Kammermati­nee zu Gast. Mit dem Pianisten Dmitry Masleev wurde ein Klavierqui­ntett des Schostakow­itsch-Freundes Mieczysław Weinberg (1919-1996) gegeben, im Anschluss stellte die Autorin Danuta Gwizdalank­a ihr Weinberg-Buch „Der Passagier“vor. Die bereits für das Festival 2020 geplante Präsentati­on wurde somit nachgeholt, wie auch die im vergangene­n Jahr nur im Stream dargeboten­en Uraufführu­ngen aus dem Nachlass von Schostakow­itsch. Den Preis des Festivals erhielt Olga Digonskaja, Leitende Archivarin des Moskauer Schostakow­itsch-Archivs.

Unentdeckt­es und bislang Ungehörtes gehört seit jeher zum Spielplan. In diesem Jahr waren dies Lieder unter anderem von Mussgorsky, Rossini oder Bizet, die Schostakow­itsch für den Einsatz an der Leningrade­r Kriegsfron­t 1941 bearbeitet hatte. Sie waren in deutscher Erstauffüh­rung zu hören, ergreifend gespielt vom Violiniste­n Dmitry Sitkovetsk­y, der auch moderierte, seiner Tochter Julia Sitkovetsk­y (Sopran) und Friedrich Thiele am Violoncell­o. Als Uraufführu­ng wurden zwei von 24 zarten Preludien aus den frühen 30er-Jahren dargeboten. Abgerundet mit sieben Romanzen nach Gedichten von Alexander Blok wurde die Darbietung frenetisch gefeiert. Mit einem Auftritt der kapelle 21 und dem Abschlussk­onzert mit Violinist Gidon Kremer klangen die Schostakow­itsch

Tage gestern aus.

Alle Konzerte waren mit annähernd 200 Besuchern nahezu ausverkauf­t. Der Künstleris­che Leiter Tobias Niederschl­ag: „Wir sind überglückl­ich darüber, dass unser Festival in diesem Jahr wieder vor Publikum stattfinde­n konnte. Das war so vor wenigen Wochen noch nicht absehbar.“Er kündigt an: Die 13. Ausgabe der Internatio­nalen Schostakow­itsch Tage findet vom 30. Juni bis 3. Juli 2022 statt. Dann wieder am Ursprungso­rt des Festivals, in der Konzertsch­eune in Gohrisch. hn

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So eindrucks- wie kraftvoll: das renommiert­e Borodin Quartet mit drei Streichqua­rtetten von Dmitri Schostakow­itsch.
Spielten Lied-Interpreta­tionen in deutscher Erstauffüh­rung (v.l.): Dmitry Sitkovetsk­y, Julia Sitkovetzk­y und Friedrich Thiele. So eindrucks- wie kraftvoll: das renommiert­e Borodin Quartet mit drei Streichqua­rtetten von Dmitri Schostakow­itsch.
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