Chemnitzer Morgenpost

Oscar-Abräumer über ArbeitsNom­aden

Nomadland

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„Nomadland“folgt modernen Nomaden auf ihrem Treck durch Amerika. Oscar-Preisträge­rin Frances McDormand zieht in einem Van mit. Im Doku-Stil gedreht, fängt Regisseuri­n Chloé Zhao diese Welt berührend ein.

Eine nostalgisc­he Western-Stimmung schwingt bei „Nomadland“ständig mit. Der Blick geht über karge Landschaft­en, verschneit­e Bergketten, endlose Weiten und verlassene Orte. Doch statt Planwagen sind es alte Vans und rostige Wohnwagen, mit denen moderne Nomaden durch die USA ziehen. Auch Fern, eine Witwe, Anfang 60, hat sich diesem Treck angeschlos­sen. In einem ausgebaute­n Truck mit kleiner Schlafkoje und Kochecke hat sie ihre Habseligke­iten verstaut.

Ihr Haus in Nevada musste sie während der Finanzkris­e aufgeben. Nach der Schließung eines Gipsplatte­nwerks hatte der Ort quasi dichtgemac­ht. Man vergisst sofort, dass Frances McDormand (64, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) Schauspiel­erin ist. Das ungeschmin­kte Gesicht - von Alltagssor­gen gezeichnet, mit trotzigen Furchen macht sie zur realen Kämpferin, die sich mit Gelegenhei­tsjobs durchs Leben schlägt.

Es ist eine Kehrseite des amerikanis­chen Traums, die Regisseuri­n Chloé Zhao (39) trotz bedrückend­er Realität mit einer berührende­n Poesie aufzeigt. „Nomadland“trifft mitten ins Herz: Es ist ein Road-Movie über Menschen, die Freiheit und Gemeinscha­ft suchen, ein Dokudrama über Altersarmu­t und soziale Missstände, eine Milieustud­ie, die weniger anprangert als feinfühlig beobachtet. Regisseuri­n und Hauptdarst­ellerin wurden dafür in diesem Jahr mit dem Oscar ausgezeich­net. Barbara Munker

(Schauburg, PKO, Thalia)

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Der „Amerikanis­che Traum“ist weit weg: Oscar-Gewinnerin Frances McDormand (64) gibt den US-Verlierern ein Gesicht.

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