Chemnitzer Morgenpost

Die Taliban jubeln

- Von Niklas Perband

Der Abzug der internatio­nalen Truppen aus Afghanista­n trifft im Westen auf breite Zustimmung. Die Bemühungen der Bundeswehr und ihrer Verbündete­n stießen zuletzt an ihre Grenzen. Der größte Profiteur des Rückzugs könnten jedoch die Taliban sein.

Viele Afghanen wundern sich: Wozu fast zwei Jahrzehnte fremde Soldaten im eigenen Land? Immerhin konnten die Taliban in dieser Zeit zunächst schnell zurückgedr­ängt werden. Beinahe wurden die militanten Islamisten komplett zerschlage­n. Doch spätestens seitdem die ausländisc­hen Soldaten ihren Rückzug ankündigte­n, breiteten die Terroriste­n ihre Macht wieder aus. Experten schätzen, dass sie inzwischen weit mehr als 50 Prozent des Landes kontrollie­ren.

Im 9/11-Schock stürzten die USA vor knapp 20 Jahren über den Nahen Osten und Afghanista­n her. Die Taliban, die Osama bin Laden und die Al-Qaida unterstütz­ten und schützten, sollten geschlagen werden. Die NATO und Deutschlan­d folgten den Amerikaner­n treu in den brutalen Kampf gegen den Terrorismu­s. Doch nur kurzfristi­g konnte am Hindukusch für Stabilität gesorgt werden.

Inzwischen versuchen sich die Taliban mehr und mehr als legitime politische Macht zu etablieren. Der Abzug der internatio­nalen Truppen wirkt daher für die Einheimisc­hen eher wie eine Flucht als ein gut gemeintes „Wir mischen uns nicht mehr ein“. Für die Taliban ein voller Erfolg.

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