Die Taliban jubeln
Der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan trifft im Westen auf breite Zustimmung. Die Bemühungen der Bundeswehr und ihrer Verbündeten stießen zuletzt an ihre Grenzen. Der größte Profiteur des Rückzugs könnten jedoch die Taliban sein.
Viele Afghanen wundern sich: Wozu fast zwei Jahrzehnte fremde Soldaten im eigenen Land? Immerhin konnten die Taliban in dieser Zeit zunächst schnell zurückgedrängt werden. Beinahe wurden die militanten Islamisten komplett zerschlagen. Doch spätestens seitdem die ausländischen Soldaten ihren Rückzug ankündigten, breiteten die Terroristen ihre Macht wieder aus. Experten schätzen, dass sie inzwischen weit mehr als 50 Prozent des Landes kontrollieren.
Im 9/11-Schock stürzten die USA vor knapp 20 Jahren über den Nahen Osten und Afghanistan her. Die Taliban, die Osama bin Laden und die Al-Qaida unterstützten und schützten, sollten geschlagen werden. Die NATO und Deutschland folgten den Amerikanern treu in den brutalen Kampf gegen den Terrorismus. Doch nur kurzfristig konnte am Hindukusch für Stabilität gesorgt werden.
Inzwischen versuchen sich die Taliban mehr und mehr als legitime politische Macht zu etablieren. Der Abzug der internationalen Truppen wirkt daher für die Einheimischen eher wie eine Flucht als ein gut gemeintes „Wir mischen uns nicht mehr ein“. Für die Taliban ein voller Erfolg.