27 Premieren und ein Castorf
Staatsschauspiel präsentiert kommende Spielzeit
DRESDEN - Das darf man zu Recht einen Coup nennen: Dem Staatsschauspiel Dresden ist es gelungen, d a s Enfant Terrible der deutschen Theaterregisseure, Frank Castorf (69), für eine Inszenierung in Dresden zu gewinnen. Der frühere, langjährige Intendant der Berliner Volksbühne
wird „Wallenstein“auf die Bühne bringen. Es ist das Highlight der kommenden Spielzeit, die 27 Premieren vorsieht, darunter zehn Uraufführungen.
Der auch als Wüterich berüchtigte Regie-Star Castorf will im April 2022 Schillers drei „Wallenstein“-Teile in einem Abend komprimieren. Eine spektakuläre Verpflichtung: Es ist Castorfs erste Regie-Arbeit in Dresden und überhaupt seine erste außerhalb Berlins seit den 80er-Jahren.
Es tue gut zu wissen, dass man die oft unsichtbar gebliebene, harte Arbeit vieler Monate wieder mit dem Publikum teilen könne, so Intendant Joachim Klement (60) bei der Vorstellung der kommenden Theater-Saison. Klement: „Wir haben im vergangenen Jahr gelernt, mehr aufeinander achtzugeben.“Den Gemeinsinn zu schärfen und daraus neue Perspektiven zu entwickeln - unter diesem Gedanken sei der Spielplan zu verstehen.
Den Auftakt macht
im
Schauspielhaus am 18. September Shakespeares „König Lear“. Bei der ersten Uraufführung im Großen Haus inszeniert Regisseur Volker Lösch am 2. Oktober die Komödie „Der Tartuffe“. Autor Soeren Voima hat sein neues Stück nach Molière nochmals komplett überschrieben und mit Inhalten des Buches „Kapital und Ideologie“von Thomas Piketty verknüpft.
Die Besonderheit der Spielzeit 2021/22: Viele Inszenierungen sind fertig geprobt und wurden während der Corona-Schließung zur Aufführungsreife gebracht. Nachgeholt werden unter anderem „Die rechtschaffenen Mörder“von Ingo Schulze (22. Oktober), das Familienstück „Der Zauberer von Oz“(6. November) oder Wedekinds
„Lulu“(13. Mai 2022). Im Februar steht Rainald Grebes „Baron Münchhausen“an, ein Stück über Rufmord, das Erich Kästners Rolle als Drehbuchautor der Ufa-Verfilmung mit Hans Albers nicht auslässt.
Lewis Carrolls „Alice“kommt in der Fassung von Robert Wilson mit der Musik von Tom Waits auf die Bühne. Dazu ungewöhnliche Genres: die Science-Fiction-Komödie „Ab Jetzt“etwa oder „Android Ergo Sum“vom Kollektiv Dlé, eine in Sprechgesang gehaltene Mischform aus Rap und Soap Opera, kurz: Roap.
Das Staatsschauspiel plant zunächst mit den Vorgaben der aktuellen Corona-Verordnung. Klement: „Bis Ende des Jahres werden uns Einschränkungen wohl noch beschäftigen.“hn