Ballack für Kimmich als neuen Kapitän
MÜNCHEN - Hansi Flick hat ganz genau hingeschaut bei den vier EM-Spielen seiner neuen Mannschaft. Ob live im Stadion oder vorm Fernseher - dem Nachfolger von Joachim Löw ist einiges aufgefallen. Die große Frage beim Stabwechsel von Jogi zu Hansi lautet: Wie viel Löw bleibt erhalten? Wie viel Flick kommt rein?
„Man hat bei Bayern München gesehen, welche Art von Fußball Hansi spielt“, sagte Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff. Das Triple mit Bayern, historische Fußballabende wie beim 8:2 gegen den FC Barcelona - das ist die Flick‘sche Benchmark.
Der 56-Jährige wirkt nach seinem Urlaub aktuell noch im Verborgenen. Löws einstiger Weltmeister-Assistent will erst zum Vertragsbeginn Anfang August seine Pläne mit der Nationalmannschaft, die nach dem WM-Desaster 2018 ein missglücktes EM-Comeback verkraften muss, skizzieren. Wer fliegt raus? Welche Spieler kommen neu rein?
Klar scheint: Beim Mitarbeiterstab rund ums Team soll es keinen Radikalumbruch geben. Bierhoff sieht da „keine großen Arbeitsfelder“. Auch Löws erster Assistent Marcus Sorg und Torwartcoach Andy Köpke dürfen wohl bleiben. Flick wird, das ist klar, mit Danny Röhl (32) einen Mann seines Vertrauens mitbringen, der schon beim Gewinn von sieben Titeln mit dem FC Bayern sein Helfer war. „Wir denken über einen zweiten Co-Trainer nach“, sagte Bierhoff noch etwas vage, als es um dieses Thema ging.
Umfassende Impulse werden von Flick in erster Linie auf dem Platz erwartet, beim Personal, bei Taktik, Spielweise und im Coaching. Er muss sofort liefern - nicht erst am Ende seines Dreijahresvertrages bei der HeimEM 2024. Nach seinem Aufgalopp als Bundestrainer am 2. September in der WM-Quali in St. Gallen gegen Liechtenstein steht für Flick drei Tage später in Stuttgart gegen Tabellenführer Armenien schon einiges auf dem Spiel. Danach geht es noch weiter nach Island. Insgesamt sieben Länderspiele sind es bis zum Jahresende.
Flick wird aber schon vor seinem Bundestrainer-Debüt handeln müssen. Baut er das neue Team im Bayern-Stil auf? Mit Manuel Neuer (35) und Thomas Müller (31) als erfahrenen Leitfiguren sowie Joshua Kimmich (26) und Leon Goretzka (26) als Herzstück im Zentrum? Fakt ist: Flicks bevorzugtes System ist das 4-2-3-1. Und nicht die Dreierkette, mit der Löw bei seinem letzten Turnier vergeblich das Glück suchte.