Chemnitzer Morgenpost

Forderunge­n nach Impfpflich­t werden lauter

Lehrer und KitaAngest­ellte im Fokus

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Deutschlan­d steht am Scheideweg. Während sich das Impftempo immer weiter verlangsam­t, stieg die Inzidenz gestern den sechsten Tag in Folge. Wie also weiter? Das fragt auch Ethikrat-Mitglied Wolfram Henn (60), der jetzt eine Impfpflich­t für Lehrer und Kita-Angestellt­e ins Gespräch bringt.

„Wer sich aus freier Berufswahl in eine Gruppe vulnerable­r Personen hineinbegi­bt, trägt eben besondere berufsbezo­gene Verantwort­ung“, so der Humangenet­iker zur „Rheinische­n Post“. „Wir brauchen eine Impfpflich­t für das Personal in Kitas und Schulen.“Lehrkräfte und Erzieher sollten besonders Kinder unter 12 schützen, die keine Impfung bekommen können. Zwar hätten die kaum Risiko auf eine schwere

Erkrankung, doch können „sie das Virus in ihre Familien tragen und Menschen aus Risikogrup­pen infizieren“. Als Beispiel nannte Henn, der eine generelle Impfpflich­t ablehnt, Krebspatie­nten, die während ihrer Behandlung keine Impfung bekommen könnten.

Auch Weltärzte-Boss Frank Ulrich Montgomery (69) kann sich Pflichtimp­fungen für bestimmte Berufsgrup­pen vorstellen und ergänzt gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe: „Auch in der Medizin sollten Ärzte und Schwestern zu ihrem Schutz, zum Schutz der ihnen anbefohlen­en Patienten und zum Erhalt der Funktionen geimpft sein, wenn sie regelmäßig mit Covid-Patienten zu tun haben.“SPDGesundh­eitsexpert­e Karl Lauterbach (58) hat derweil Angst um die Glaubwürdi­gkeit der Politik und lehnt eine Impfpflich­t deshalb ab.

Doch wie weiter mit dem Thema Impfen in Deutschlan­d? Kassenärzt­e-Chef Andreas Gassen (59) bezeichnet­e jüngst bei Bild Impfquoten von 90 Prozent als „Science Fiction“, die wir „niemals erreichen“werden. Eine hohe Quote würde er „bei jenseits der 70 Prozent ansiedeln“.

Selbst bis dahin ist es noch ein weiter Weg. 58,5 Prozent aller Bundesbürg­er haben bis gestern mindestens eine Impfung erhalten, 42,6 Prozent sind komplett geschützt. Am Sonntag wurden so wenige Erstimpfun­gen wie seit Februar nicht mehr verabreich­t, so Gesundheit­sminister Jens Spahn (41, CDU) auf Twitter. „Anders als im Februar ist nun aber genug Impfstoff da. Es bleibt dabei: Bitte impfen lassen!“

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Für Kleinkinde­r gibt es noch keinen zugelassen­en Corona-Impfstoff. Sie sind deshalb besonders ungeschütz­t.
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Wolfram Henn (60) vom Deutschen Ethikrat fordert eine Impfpflich­t für Lehrer und Erzieher.
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