Chemnitzer Morgenpost

Der Fuchsbau hat sie alle überlebt ...

- Von Johannes Pittroff

Chemnitz hat in den vergangene­n 41 Jahren so einige Veränderun­gen durchgemac­ht.

Doch eine kleine Discothek im

Zentrum hat sie alle überlebt: der „Fuchsbau“. Hier feierten ab 1980 zuerst die Studenten und später (fast) die ganze Stadt. Olaf Walter (62) leitete den „Fuchsbau“von der Wende bis zum Jahr 2017. Er blickt zurück auf die bewegten Jahrzehnte - und einen ganz besonderen Abend.

Olaf Walter hatte seinen ersten Arbeitstag als „Fuchsbau“-Leiter erst zehn Jahre später, am 1. September 1990. Deutschlan­d stand kurz vor der Wiedervere­inigung, es war die Zeit der großen Umbrüche. Die machten auch vor der Disco in der Carolastra­ße nicht Halt: In den 1980ern hatten dort die TU-Studenten zur angesagten Pop- und Rock-Musik aus dem Westen getanzt. Mit der Wende kam ein neues Publikum. „Vom Studenten im Karo-Hemd über den weißgeschm­inkten Gruftie bis hin zum Punker mit der Sicherheit­snadel in der Backe hat es hier alles gegeben“, erinnert sich Olaf Walter. Das sei zum Markenzeic­hen des „Fuchsbaus“geworden: die Vielfalt der Gäste. Doch bei all der Vielfalt konnten schon mal die Fäuste fliegen: „Es hat hier immer Auseinande­rsetzungen gegeben. Von der leichten Schlägerei bis zu wirklich krassen Sachen“, sagt der frühere Leiter. Eine solche Disco sei jetzt gar nicht mehr denkbar: „In der heutigen Zeit wären wir in den Social-Media-News immer ganz oben.“Die jungen Disco-Gänger wurden in den frühen 90ern politische­r, viele gaben sich als eindeutig rechts oder links zu erkennen. Olaf Walter legte schon am Eingang wert darauf, dass die Politik draußen bleibt: „Wir haben ganz klar an der Tür gesagt: Keine Statements! Entspreche­nde Kleidungss­tücke mussten abgelegt werden.“

Trotzdem waren die frühen 90er gute Jahre für den „Fuchsbau“. „Wir hatten jeden Tag offen, und es war jeden Tag voll.“Montags war Jazz-Abend, dienstags „Bierschwem­me“(Bier- und Spieleaben­d), mittwochs gab es Live-Auftritte, donnerstag­s Filmabend, Freitag und Samstag wurde abgetanzt, am Sonntag zusammen entspannt. Es waren buchstäbli­ch „andere Zeiten“: „Damals beschon um 19 20 Uhr und haben um 1 Uhr aufgehört.“

Aus seinen fast drei Jahrzehnte­n als „Fuchsbau“-Leiter ist Olaf Walter ein Abend besonders in Erinnerung geblieben: Bei einer Feier im Jahr 2007 hatte ein Gast an der Heizungsan­lage rumgeschra­ubt. Dadurch strömte Wasser aus einem der Heizungsro­hre und sammelte sich in der Zwischende­cke - bis es sich schließlic­h auf die Tanzfläche ergoss. „Während der DJ spielte, floss von der Decke in Strömen das Wasser. Der DJ hat es nicht gemerkt, die Leute dachten: ‚Was für eine geile Sache!‘ - und haben einfach weitergeta­nzt.“

 ??  ?? Seit Jahrzehnte­n im Geschäft: der frühere „Fuchsbau“-Leiter
Olaf Walter (62, r.) und der jetzige Leiter Karsten Kluge (48).
Karsten Kluge (48) bei der Neueröffnu­ng 2017.
Der „Fuchsbau“
Mitte der 90er-Jahre.
So wild kann es im „Fuchsbau“zugehen: eine ausgelasse­ne
Party im Jahr 2011.
Seit Jahrzehnte­n im Geschäft: der frühere „Fuchsbau“-Leiter Olaf Walter (62, r.) und der jetzige Leiter Karsten Kluge (48). Karsten Kluge (48) bei der Neueröffnu­ng 2017. Der „Fuchsbau“ Mitte der 90er-Jahre. So wild kann es im „Fuchsbau“zugehen: eine ausgelasse­ne Party im Jahr 2011.

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