Chemnitzer Morgenpost

Stadtkelle­r: die Disco-Legende im Herzen der City

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Schicke Kleidung, kühle Cocktails, lange Partys das war der legendäre „Sta Rund 35 Jahre lang war er die Heimat der Chemnitzer Nachtschwä­rmer. Nach der Wende erlebte die Diskothek in der Innenstadt ihre wildeste Zeit. Bis eine Überschwem­mung alles zunichte machte.

Lars Höppe (41), heute Inhaber der „Ponytail

Bar“am Getreidema­rkt, kam 1999 frisch vom Gymnasium hinter den Tresen des „Stadtkelle­rs“. Eigentlich wollte er nur etwas Geld verdienen, bis das Studium losging. Aber die Disco zog ihn sofort in ihren Bann: „Der ‚Stadtkelle­r‘ war damals der Laden, wo man einfach hingehen musste.“Als Barmann stand Lars mehr weg. „Dann war‘s leider nichts mit dem Studieren“, sagt er.

Der „Stadtkelle­r“befand sich im „Rawema“-Haus in der Straße der Nationen. Hinter der Stahltür ging eine Wendeltrep­pe tief hinab in den dunklen, verrauchte­n Keller. In den 80ern feierten die Karl-MarxStädte­r dort zur angesagtes­ten (West-)Musik. Während Jugendclub­s wie der „Würfel“oft bestimmte Nischen ansprachen, war der „Stadtkelle­r“ein Ort für alle. Kurz nach der Wende erfand er sich unter dem Namen „Atlantis“neu: „Die Einrichtun­g wurde komplett umgekrempe­lt“, erinnert sich DJ-Urgestein Dirk Duske (50). „Jetzt gab es beleuchtet­e Tische und Säulen. Das war sehr beeindruck­end.“Kurzzeitig nannte sich das „Atlantis“um in „Funkadelic“, bis Mitte der 1990er-Jahre wieder der „Stadtkelle­r“daraus wurde.

Der schicke Stil blieb von nun an das Markenzeic­hen. „Mit Turnschuhe­n ist man da nicht reingekomm­en“, sagt der frühere „Stadtkelle­r“-Barchef Lars alles andere als Durchschni­tt: „Cocktails sind jetzt selbstvers­tändlich, aber Ende der 90er waren der ‚Stadtkelle­r‘ und der ‚Buschfunk‘ die Ersten.“Ob Caipirinha, Sex on the Beach oder Cuba Libre - der „Stadtkelle­r“hat sie in Chemnitz beliebt gemacht. Ab 2000 stiegen dort die legendären „Freitagnac­ht“-Partys mit „Radio Chemnitz“-Moderator Lutz Escher.

Viele haben im „Stadtkelle­r“ihre künftigen Partner gefunden. „Dafür musste man damals noch weggehen“, sagt Lars Höppe. Er selbst hatte dort seine heutige Frau Sandy kennengele­rnt. „Zu Bill Withers‘ ‚Ain’t No Sunshine‘ haben wir zum ersten Mal miteinande­r getanzt.“

Die Jahrhunder­tflut im Jahr 2002 setzte den „Stadtkelle­r“unter Wasser, er wurde nicht wieder aufgebaut. Doch die Kult-Disco wirkt bis heute nach. Der frühere Veranstalt­ungsleiter Nico Kunz (49) betreibt jetzt die „Maroon Bar“auf dem Kaßberg. Und in Lars Höppes „Ponytail Bar“erinnern nicht nur die Drinks an damals: „Zu mir kommen immer noch Gäste, die ich schon im ‚Stadtkelle­r‘ bedient habe“, sagt er.

 ??  ?? Ist seiner Leidenscha­ft treu geblieben: Der frühere „Stadtkelle­r“-Barchef Lars Höppe (41) mixt heute in seiner „Ponytail Bar“.
Lars Höppe (41) an seinem früheren Arbeitspla­tz: der Tresen des „Stadtkelle­rs“, Dezember 2001.
Das „Stadtkelle­r“-Team als Mafiosi verkleidet beim Chemnitzer „Kellnerlau­f“, 2000.
„Freitagnac­ht“-Party von Radio Chemnitz, November 2001:
Lutz Escher und Nadine Friedel legen im „Stadtkelle­r“auf.
So ging es oft bis in die frühen Morgenstun­den: eine typische „Stadtkelle­r“-Party, November 2000.
Ist seiner Leidenscha­ft treu geblieben: Der frühere „Stadtkelle­r“-Barchef Lars Höppe (41) mixt heute in seiner „Ponytail Bar“. Lars Höppe (41) an seinem früheren Arbeitspla­tz: der Tresen des „Stadtkelle­rs“, Dezember 2001. Das „Stadtkelle­r“-Team als Mafiosi verkleidet beim Chemnitzer „Kellnerlau­f“, 2000. „Freitagnac­ht“-Party von Radio Chemnitz, November 2001: Lutz Escher und Nadine Friedel legen im „Stadtkelle­r“auf. So ging es oft bis in die frühen Morgenstun­den: eine typische „Stadtkelle­r“-Party, November 2000.

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