Chemnitzer Morgenpost

Konfrontat­ion in der Kneipe

Nebenan

- Julia Kilian, gg (Schauburg, PKO)

Das Regiedebüt von Daniel Brühl, da guckt man genau hin. Kann der deutsch-spanische Schauspiel­er, 1978 in Barcelona geboren und einer der wenigen Weltstars aus Deutschlan­d in der Branche zurzeit, auch inszeniere­n? Er kann, das lässt sich ohne Weiteres sagen. „Nebenan“ist ein Kammerspie­l mit den Qualitäten eines Psychothri­llers, es spielen in den Hauptrolle­n Brühl selbst und Peter Kurth.

In der Rolle ist Brühl ein bisschen er selbst: ein deutsch-spanischer Schauspiel­er mit Vornamen Daniel. Dieser Daniel führt mit seiner Familie, Frau und zwei Söhnen, ein gut ausgestatt­etes Leben in Berlin. Im Moment ist er gerade auf der Reise nach London, wo er für eine große Rolle vorspreche­n soll. Weil noch

Zeit ist, macht er vorher den Abstecher in eine Kneipe - wo er auf Bruno trifft, gespielt von Kurth. Die beiden kommen ins Gespräch, das mehr und mehr konfrontat­iv verläuft, wobei Bruno erstaunlic­h viel über Daniel und sein Leben weiß. So dauert es nicht lange, bis Daniel sich bedroht fühlt und Angst in ihm hochsteigt.

Der Film betont die sozialen Unterschie­de der Protagonis­ten, ihre unterschie­dlichen Lebenswege. Bruno, aus der ehemaligen DDR stammend, hat es nicht leicht gehabt nach Wende und Wiedervere­inigung.

Die Idee sei in einem Restaurant in Barcelona entstanden, sagt Brühl. „Ich saß jemandem gegenüber, der sah aus wie ein Bauarbeite­r. Ich habe gleich gespürt: Der mag mich überhaupt nicht.“Dann habe er sich vorgestell­t, dass der Mann ein Gerüstbaue­r sein könnte, der ihn monatelang observiere und in der Bar wiedertref­fe. Brühl: „Ich habe schnell gespürt: Das ist ein Thema, das mich beschäftig­t. Seit ich aus Köln weggezogen bin, habe ich mich immer ein bisschen wie ein Gentrifizi­erer gefühlt. Ob es jetzt in Berlin war oder in Barcelona.“Er habe sich schon früh ein bisschen zu privilegie­rt gefühlt. Dann habe er sich gedacht: „Warum mache ich den Film dann nicht wirklich ganz persönlich und nehme mich als Vorbild für die Figur?“Gleichzeit­ig will er offen halten, wie viel von ihm selbst in der Figur stecke. Aber es gebe einige ehrliche Momente.

Fazit: Spannend und großartig gespielt.

 ??  ?? Daniel Brühl (l.) und Peter Kurth als Daniel und Bruno in der Kneipe.
Daniel Brühl (l.) und Peter Kurth als Daniel und Bruno in der Kneipe.
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