Großer Wirbel um Impfpflicht
Impfen nur um des eigenen Vorteils willen hält Ärztekammerpräsident Erik Bodendieck (54) für Nonsens und plädiert für eine Impfpflicht. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (63, SPD) ist dagegen.
Ein Konflikt? Sehr wohl! Und zwar ein Konflikt zwischen dem medizinisch Notwendigen und dem menschlich Zumutbaren. Für das Erstere steht Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer (SLÄK). „Viele haben sich nur impfen lassen, um anschließend nach Thailand fahren zu können“, polemisiert er. Aber Impfen impliziere auch eine gesellschaftliche Verpflichtung: Impfen nicht nur zum Selbstschutz, sondern zum Schutz aller. „Die Impfung ist das einzige wirksame Mittel, um Herdenimmunität zu erreichen.“Alternativen wie in Schweden, wo das durch eine Durchseuchung der Gesellschaft erreicht werden sollte, hält er für gescheitert.
Anders die sächsische Gesundheitsministerin. Petra Köpping lehnte diese Woche erneut eine Impfpflicht strikt ab, selbst für medizinisches und pflegerisches Personal. Ohne eine generelle Entscheidung des Bundes könnte Sachsen auch nicht handeln. „Deshalb glaube ich nicht, dass mit einer Impfpflicht noch vor der Bundestagswahl zu rechnen ist“, so Bodendieck gegenüber MOPO. Klar - Impfpflicht gleich Stimmenverluste.
Fakt ist: Auch die Sachsen bleiben impfmüde. Nach DRK-Angaben war die tägliche Quote in den Impfzentren vor wenigen Wochen noch doppelt so hoch wie aktuell. Ein Achtungserfolg ist das spontane Impfangebot ohne Termin. Am ersten Tag, am Mittwoch, kamen insgesamt 1269 Impfwillige in die Zentren, von denen nach Absprachen mit den Ärzten 1222 geimpft werden konnten.
Aktuell haben in Sachsen 50,1 Prozent der Bevölkerung die Erstimpfung, 41,5 Prozent sind vollständig geimpft. Trotzdem will die Staatsregierung von Impfanreizen, wie Prämien, nichts wissen und setzt laut Köpping weiter auf „niedrigschwellige Angebote“.