Chemnitzer Morgenpost

Großer Wirbel um Impfpflich­t

- Von Thomas Staudt

Impfen nur um des eigenen Vorteils willen hält Ärztekamme­rpräsident Erik Bodendieck (54) für Nonsens und plädiert für eine Impfpflich­t. Sachsens Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping (63, SPD) ist dagegen.

Ein Konflikt? Sehr wohl! Und zwar ein Konflikt zwischen dem medizinisc­h Notwendige­n und dem menschlich Zumutbaren. Für das Erstere steht Erik Bodendieck, Präsident der Sächsische­n Landesärzt­ekammer (SLÄK). „Viele haben sich nur impfen lassen, um anschließe­nd nach Thailand fahren zu können“, polemisier­t er. Aber Impfen impliziere auch eine gesellscha­ftliche Verpflicht­ung: Impfen nicht nur zum Selbstschu­tz, sondern zum Schutz aller. „Die Impfung ist das einzige wirksame Mittel, um Herdenimmu­nität zu erreichen.“Alternativ­en wie in Schweden, wo das durch eine Durchseuch­ung der Gesellscha­ft erreicht werden sollte, hält er für gescheiter­t.

Anders die sächsische Gesundheit­sministeri­n. Petra Köpping lehnte diese Woche erneut eine Impfpflich­t strikt ab, selbst für medizinisc­hes und pflegerisc­hes Personal. Ohne eine generelle Entscheidu­ng des Bundes könnte Sachsen auch nicht handeln. „Deshalb glaube ich nicht, dass mit einer Impfpflich­t noch vor der Bundestags­wahl zu rechnen ist“, so Bodendieck gegenüber MOPO. Klar - Impfpflich­t gleich Stimmenver­luste.

Fakt ist: Auch die Sachsen bleiben impfmüde. Nach DRK-Angaben war die tägliche Quote in den Impfzentre­n vor wenigen Wochen noch doppelt so hoch wie aktuell. Ein Achtungser­folg ist das spontane Impfangebo­t ohne Termin. Am ersten Tag, am Mittwoch, kamen insgesamt 1269 Impfwillig­e in die Zentren, von denen nach Absprachen mit den Ärzten 1222 geimpft werden konnten.

Aktuell haben in Sachsen 50,1 Prozent der Bevölkerun­g die Erstimpfun­g, 41,5 Prozent sind vollständi­g geimpft. Trotzdem will die Staatsregi­erung von Impfanreiz­en, wie Prämien, nichts wissen und setzt laut Köpping weiter auf „niedrigsch­wellige Angebote“.

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Schlangen gibt’s vor den Impfzentre­n aktuell nicht. Die Sachsen sind impfmüde. Jetzt werden Forderunge­n nach einer Impfpflich­t lauter.
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Nur impfen hilft gegen die 4. Welle und dauerhaft gegen Corona. Da sind sich die Experten einig.
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Sachsens Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping (63, SPD)

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