Naturschützer fordern Biotope für die Stadt
Zerstörerischer Bauboom
LEIPZIG - Es ist ein Kampf David gegen Goliath: Weil in Sachsens größter Stadt immer mehr grüne Oasen dem ungezügelten Wachstum anheimfallen, versucht der Naturschutzbund NABU mit einer bürgerschaftlichen Aktion gegenzusteuern. Mit Biotopen auf Balkonen, in Kleingärten und an Baumscheiben soll der städtischen Versiegelung gegengesteuert werden.
Fast jeden Tag fällt in Leipzig eine grüne Oase Baggern und Betonmischern zum Opfer. „Das Stadtgrün wird dem Bauboom rücksichtslos geopfert, Biotop- und Artenschutz dabei vielfach missachtet“, beklagt
Leipzigs NABU-Chef René Sievert (49). Zwar glänze OB Burkhard Jung (63, SPD) gerne mit Sonntagsreden zum Klimaschutz,
rief die Stadt 2020 sogar medienwirksam den „Klimanotstand“aus, doch die Leipziger Stadtplanung sei alles andere als ökologisch nachhaltig. Den beschämenden Umgang mit der im Papierkorb gelandeten Petition „Stadtnatur erhalten!“und den nunmehr zum Rechtsstreit eskalierten Kampf um das innerstädtische Biotop am Wilhelm-LeuschnerPlatz seien Belege.
„Doch wir können ja nicht nur protestieren, sondern wollen auch selbst etwas ändern“, sagt Sievert. Deshalb startete der NABU die Aktion „Mein Biotop“. „Wir wollen die Menschen animieren, eigene Biotope anzulegen - in ihren Kleingärten, auf Balkonen, an Baumscheiben und andernorts im öffentlichen Raum.“Dieses „Trittstein-Prinzip“solle vor allem Insekten ein Weiterleben in der ver
siegelten Großstadt ermöglichen.
Auf mein-biotop.de erklären NABU-Experten, wie man StadtBiotope richtig anlegt und dass etwa auch Schilfbündel oder Steinhaufen nützlich sein können. Mit finanzieller Unterstützung der Sächsischen Lottogesellschaft wollen die Naturschützer in den nächsten Wochen zudem kostenlos unzählige Samenmischungen für Blühflächen unters Stadtvolk bringen. -bi.