Doppel-Gold für Deutschland
Verstorbener Trainer „gibt mir immer noch Tipps“
TOKIO - Kaum hatte sich Ricarda Funk mit Olympia-Gold einen Kindheitstraum erfüllt, gingen ihre Gedanken an die durch das Hochwasser so schwer getroffene Heimat.
„Es war einfach nur schrecklich, die Bilder zu sehen, die mich stündlich erreicht haben. Ich schicke ganz viel Liebe nach Hause. Kreis Ahrweiler ist stark und gemeinsam schaffen wir das“, sagte Kajak-Spezialistin aus Bad Kreuznach nach ihrem Coup im Wildwasserkanal von Tokio.
Kanuslalom
Die 29-Jährige feierte im olympischen Kanuslalom nach vielen Rückschlägen den größten Erfolg ihrer Karriere: „Von der Goldmedaille habe ich immer geträumt, jetzt ist es Realität.“Sagt‘s und die Tränen kullern. Im Halbfinale demonstrierte die Sportsoldatin schon ihre Stärke. Obwohl Funk zwei Tore berührte und vier Strafsekunden aufgebrummt bekam, belegte sie Rang drei 2,11 Sekunden hinter der Schnellsten - Jessica Fox. Im Finale der besten zehn ließ die Deutsche dann die Top-Favoritin aus Australien hinter sich. Die wurde gar nur Dritte. Silber ging im 25-Stangen-Parcours des Kasai Canoe Slalom Centre an die Spanierin Maialen Chourraut.
Unterstützung fand Ricarda immer in der Familie. „Durch sie bin ich zu dem Sport gekommen, mein Vater hat mich jahrelang trainiert“, sagte sie. Entsprechend traurig war Funk, dass ihre Liebsten den Triumph nicht vor Ort miterleben konnten. „Tickets, alles war schon gebucht.“Am liebsten hätte sie die Familie „in den Koffer gepackt“. Angesprochen auf ihren einstigen Trainer Stefan Henze, musste sie ihren Tränen freien Lauf lassen: „Er ist ganz tief im Herzen und überall mitgefahren - bei jedem Wettkampf, jedem Training.“Ihre Stimme wurde immer trauriger. Leise fügte sie an: „Er gibt mir immer noch Tipps.“Der Hallenser war bei den Spielen in Rio 2016 bei einem Autounfall tödlich verunglückt.