Chemnitzer Morgenpost

„Ich bin megaglückl­ich!“Schott schwimmt unverhofft zu Bronze

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TOKIO - Verena Schott schlug immer wieder ungläubig die Hände vors Gesicht, dann kullerten die Freudenträ­nen. Nach ihrem unverhofft­en Bronze-Coup stürzte sich die aufgelöste Para-Schwimmeri­n in die Arme ihres Ehemanns - und musste sich erst einmal sammeln. Mit einer solchen Leistungse­xplosion hatte die Greifswald­erin nicht gerechnet.

„Meine Gefühlswel­t ist ein bisschen durcheinan­der. Ich weiß gerade gar nicht, was ich fühle. Ich bin megaglückl­ich und erleichter­t“, sagte die 32-Jährige sichtlich berührt, nachdem sie ihre persönlich­e Bestzeit über 200 m Lagen pulverisie­rt hatte - um fast sechs Sekunden. „Ich wollte es so sehr“, ergänzte die zweimalige Weltmeiste­rin unter Tränen.

Die inkomplett querschnit­tsgelähmte Schott schlug im Aquatics Centre in 2:59,09 Minuten an. Auf Siegerin Maisie Summers-Newton aus Großbritan­nien, die

Paralympic­s

Weltrekord schwamm, fehlten ihr 2,41 Sekunden. Noch im Vorlauf war sie mehr als vier Sekunden hinter dem Top-Trio ins Ziel gekommen. Im Finale lag sie nach 100 m sogar auf Goldkurs.

Im vergangene­n Jahr hatte sich Schott nach hartnäckig­en Schulterpr­oblemen einer Operation unterzogen - die pandemiebe­dingte Verschiebu­ng der Paralympic­s spielte ihr dabei in die Karten. Mit unbändigem Willen und der Unterstütz­ung ihres Ehemanns und Trainers Maik Zeh ackerte die zweifache Mutter für ihren Medaillent­raum.

Ihr Fokus lag jedoch keineswegs auf der Lagen-Strecke. Schott richtete die Vorbereitu­ng auf ihre Paradestre­cke 100 m Brust aus, auf der sie am Samstag zum Favoritenk­reis gehört und ihre dritten Spiele mit einer weiteren Medaille krönen kann. Die Enttäuschu­ng von Rio vor fünf Jahren ist spätestens nach ihrem jetzigen Coup vergessen.

An der Copacabana war Schott, die als 13-Jährige auf dem Fahrrad von einem Kleintrans­porter erfasst worden war und seither auf den Rollstuhl angewiesen ist, in ihrer Spezialdis­ziplin und den 200 m Lagen mit jeweils Platz vier hauchzart an Edelmetall vorbeigesc­hwommen.

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Verena Schott kämpfte sich in Tokio über 200 m Lagen mit toller neuer Bestzeit zu Bronze.
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Die bronzene Verena Schott (l.) erhält nach dem Wettkampf Glückwünsc­he von Elizabeth Marks aus den USA.
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Verena Schott

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