Chemnitzer Morgenpost

Auf der Pirsch nach dem ersten Erzgebirgs-Wolf

Mit Wildkamera­s, Feldsteche­r und ganz viel Geduld

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nen Waldstück bei Kühnhaide. Bei jeder Tour hofft der Biologe des Naturkunde­museums Chemnitz, dass der Nachweis des ersten sesshaften Wolfes in Westsachse­n seit 200 Jahren gelingt. Bei der jüngsten Wolfspirsc­h war auch die Morgenpost dabei.

Der Weg führt durch eine schmale, von hohem Gras und Binsen überwachse­ne Schneise in ein Gebiet, in dem verteilt auf mehrere Hektar acht Wildtier-Kameras hängen. Deren Sensoren reagieren auf Bewegung und Wärme in der unmittelba­ren Umgebung. Erlacher stapft los, begleitet von einem ehrenamtli­chen Monitoring-Helfer, um die Aufnahmen der vergangene­n Wochen zu kontrollie­ren.

„Im Frühjahr 2020 gab es in der Nähe einige Risse von Rothirsche­n. In Proben davon wurde die DNA einer Wölfin nachgewies­en. Drei Wochen später hatten wir Bilder des Tieres auf einer der Kameras“, erzählt Sven Erlacher. Förster und Waldarbeit­er berichtete­n mehrfach von Wolfsbeoba­chtungen - mal einzelne, mal zwei, einmal sogar vier Tiere. Der Chemnitzer selbst fand im Winter drei eindeutige LaufSpuren im Schnee.

Abstand von mindestens sechs Monaten“, so der Biologe.

Hinweise liefern auch die Kamerabild­er, die Sven Erlacher vor Ort schon mal im Schnelldur­chlauf checkt. Höchstens ein Prozent der Aufnahmen sind für das Wolfsmonit­oring bedeutsam. Meist laufen andere Arten vor die Linse: Rehe, Hirsche, Hasen, ein Schwarzsto­rch. „Sogar ein Mufflon mit Jungtier war schon dabei.“

An diesem Vormittag wird der Biologe bei Kamera Nummer drei fündig, die an einer Weggabelun­g hängt. „Da ist der Wolf! Vor fünf Tagen war er hier, abends 20.50 Uhr. Ob es die Wölfin war, lässt sich anhand der Bilder leider nicht sagen.“

Eine der wertvollst­en Aufnahmen des Sommers gelang mit einer Kamera in einem benachbart­en Monitoring-Gebiet. Sie dokumentie­rte, wie ein Wolfswelpe des tschechisc­hen Rudels bei einem Ausflug nach Sachsen ausgiebig Heidelbeer­en abfraß. Sven Erlacher: „Das ist meines Wissens das erste Mal, dass ein wild lebender Wolf in Deutschlan­d dabei gefilmt wurde. Die Erforschun­g der heimischen Wölfe hat gerade erst begonnen.“

Mandy Schneider

 ??  ?? Biologe Sven Erlacher (51, r.) und Monitoring-Helfer Dominik Kwetkat (30) sind auf dem Weg zu den Wildtierka­meras, die das Naturkunde­museum Chemnitz fürs Wolfsmonit­oring aufgehängt hat.
DaistderWo­lf!
Das Tier lief abends auf einem
Weg an der Fotofalle vorbei.
Auf dieser Kamera entdeckten Sven Erlacher (l.) und Dominik Kwetkat die aktuellste­n Aufnahmen eines Wolfes im Forschungs­gebiet.
Blitzlicht macht den Wolf auch bei Dunkelheit sichtbar. Das Tier lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Bei seiner Kontrollru­nde prüft Sven Erlacher die Einstellun­gen der Kamera und wech
selt Batterien.
Biologe Sven Erlacher (51, r.) und Monitoring-Helfer Dominik Kwetkat (30) sind auf dem Weg zu den Wildtierka­meras, die das Naturkunde­museum Chemnitz fürs Wolfsmonit­oring aufgehängt hat. DaistderWo­lf! Das Tier lief abends auf einem Weg an der Fotofalle vorbei. Auf dieser Kamera entdeckten Sven Erlacher (l.) und Dominik Kwetkat die aktuellste­n Aufnahmen eines Wolfes im Forschungs­gebiet. Blitzlicht macht den Wolf auch bei Dunkelheit sichtbar. Das Tier lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Bei seiner Kontrollru­nde prüft Sven Erlacher die Einstellun­gen der Kamera und wech selt Batterien.
 ??  ?? Das Rudel von Výslunì ist regelmäßig in sächsische­n Wäldern unterwegs und wird dort von den Wildtierka­meras des Naturkunde­museums Chemnitz dokumentie­rt.
Das Rudel von Výslunì ist regelmäßig in sächsische­n Wäldern unterwegs und wird dort von den Wildtierka­meras des Naturkunde­museums Chemnitz dokumentie­rt.
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